Das kleine Straßendorf Roggenzell liegt auf halber Wegstrecke zwischen Lindau am Bodensee und Wangen im Allgäu. Der Ortsname, der im 12. Jahrhundert als Ruococello erstmals schriftlich in Erscheinung tritt, wird von einem Einsiedlermönch namens ›Ruoco‹ hergeleitet. Dieser, so mutmaßt die lokale Tradition, sei vielleicht vom Kloster St.Gallen als Missionar entsandt worden, um im Allgäu das Christentum zu verkünden. Das Galluspatrozinium der Roggenzeller Kirche sei vielleicht auf ihn zurückzuführen.
Überprüfen lässt sich das nicht. Die Kirche von Roggenzell wird erst 1431 erstmals schriftlich erwähnt, wobei nicht deutlich wird, ob sie damals schon Sankt Gallus zum Patron hatte. Roggenzell war zunächst eine Filiale von Sigmarszell. Doch am 4. Dezember 1480 bewilligte der St.Galler Abt Ulrich Rösch die Separierung Roggenzells von der Mutterkirche. Möglicherweise hat Abt Ulrich der neu errichteten Pfarrei Roggenzell Sankt Gallus-Reliquien geschenkt. Solche standen ihm jedenfalls in größerer Zahl zur Verfügung, nachdem er am 6. März 1486 die Gebeine des Heiligen im St.Galler Münster feierlich hatte erheben lassen. Zahlreiche Kirchen erhielten damals von Ulrich Rösch Gallusreliquien, beispielsweise die Kirche der ebenfalls neu errichteten Pfarrei Grub, die Kirche von Morschach, aber auch jene von Röschs Heimatstadt Wangen im Allgäu.
Wahrscheinlich hat das Roggenzeller Gotteshaus im Rahmen seiner Erhebung zur Pfarrkirche bauliche Anpassungen erfahren. Dazu gehörte wohl auch die Erhöhung des Kirchturms, der heute den ältesten Bauteil der Roggenzeller Kirche darstellt. Am übrigen Kirchenbau lassen sich keine historischen Bauetappen mehr nachvollziehen, denn die alte Roggenzeller Kirche wurde 1839–1841 durch einen Neubau ersetzt. Seither wurde vor allem der Innenraum der Kirche immer wieder den Bedürfnissen und dem Geschmack der Zeit angepasst.