Amden liegt an einem schönen Südhang zwischen Walensee und Obertoggenburg. Der Passübergang von Amden nach Stein im Toggenburg wurde bis ins 19. Jahrhundert rege benutzt, und noch heute verbindet ein schöner Wanderweg (14 Kilometer, ca. 900 Höhenmeter) die beiden Dörfer.
Von Süden, also von Walensee und Gasterland her, war Amden vor 1882, als die Fahrstraße Weesen-Amden eröffnet wurde, nur mühsam zu erreichen. Denn schroffe Felswände trennen das Bergdorf von der Talebene. Vielleicht deshalb besaß Amden schon im 13. Jahrhundert einen eigenen Seelsorger, lange bevor es zur selbständigen Pfarrei erhoben wurde. Aus dem 13. Jahrhundert dürften auch die ältesten Bauteile der Ammler Sankt Gallus-Kirche stammen, der Chorturm.
Amden gehörte im Mittelalter zur Großpfarrei Schänis; wichtiger Grundbesitzer im Ort war das dortige Damenstift. Von Schänis aus dürfte auch das Galluspatrozinium nach Amden gekommen sein. Das Dorf war im Mittelalter offenbar recht wohlhabend. Im Habsburger Urbar, das kurz nach 1300 entstand, erscheint Amden als ›steuerkräftigste‹ Gemeinde der Region. Wiederholt versuchten sich die Ammler von ihrer Mutterkirche loszukaufen, was allerdings erst 1594 gelang.
Anfang Februar 1529 erfolgte in Amden ein Bildersturm, doch kehrte die Bevölkerung nach der militärischen Niederlage der Reformierten bei Kappel (1531) wieder zum alten Bekenntnis zurück. Möglicherweise stiftete die Gemeinde damals als Sühnegabe für ihren Abfall die spätgotische Pietà, das älteste heute noch erhaltene Kunstwerk in der Ammler Kirche.
Gegen Ende des 17. Jahrhunderts dürfte die Kirche eine bauliche Veränderung erfahren haben. Aus jener Zeit stammen jedenfalls die beiden Seitenaltäre. Weitere Anpassungen erfolgten 1794, 1859, 1923 und 1984–86, wobei die Veränderungen bisweilen recht unglücklich ausfielen. Die Verlängerung der zu klein gewordenen Kirche wirkte sich 1794 nachteilig auf die Gesamtproportionen des Baus aus. 1859 wurde über dem Schiff ein recht drückend wirkendes Gipstonnengewölbe eingezogen, der Kirchturm umgebaut und mit einem achteckigen Türmchen bekrönt. Im Turmchor wurde ein Gipskreuzgewölbe eingebaut und dabei wertvolle Wandmalereien aus dem 16. Jahrhundert größtenteils zerstört. 1923 wurde der oktogonale Turmabschluss der vorausgehenden Renovierung (nicht ganz zu Unrecht) bereits wieder als »lächerlich« empfunden. Um die Proportionen der Kirche wenigstens äußerlich wieder etwas zu verbessern, wurde der Turm erhöht und mit einem schlichten, hochgezogenen Zeltdach versehen. Das Tonnengewölbe des Kirchenschiffs erhielt Deckengemälde von Augustin Meinrad Bächtiger (1888–1971), der etwas später auch in der Sankt Gallus-Kirche von Libingen tätig war.
Um Bächtigers Werk mit drei großformatigen Szenen aus der Gallusvita sowie kleineren Medaillons der Heiligen Columban, Notker, Wiborada, Meinrad und Fridolin entbrannte in den 1970er Jahren anlässlich einer geplanten Renovierung ein heftiger Streit. Die beauftragten Architekten wollten den Dachstuhl der Kirche freilegen, um so die Proportionen im Schiff zu verändern und dem Raum eine ›rustikale‹ Atmosphäre zu verleihen. Mit dem Gipstonnengewölbe wären aber auch Bächtigers Bilder verloren gegangen, wogegen sich der Beauftragte der Eidgenössischen Denkmalpflege, Bernhard Anderes (1934–1998), heftig wehrte. Für Anderes, der zu den bedeutendsten Schweizer Kunsthistorikern gehört, waren die Gemälde diskussionslos erhaltenswert – eine Überzeugung, die er in verschiedenen Einsprachen und Artikeln kundtat. Trotzdem stimmten die Ammler Kirchbürger 1980 dem Projekt der Architekten zu. Doch Anderes kämpfte weiter: »Die Zerstörung der Ammler Bilder zugunsten einer rein geschmäcklerischen Öffnung des Dachstocks wäre nicht nur ein verständnisloser Akt der Bilderstürmerei, sondern ein effektiver Verlust der modernen Kirchenkunst.«
Wenn schon nicht die Ammler Bevölkerung, so konnte Anderes doch wenigstens die Regierung des Kantons St.Gallen überzeugen. Diese stellte die Bilder von August Meinrad Bächtiger kurzerhand unter Schutz und verunmöglichte so eine Freilegung des Dachstuhls, die wohl nicht nur aus denkmalpflegerischer, sondern auch aus ökologischer und akustischer Sicht fragwürdig gewesen wäre.