Amden

Pfarrkirche Sankt Gallus von Amden über dem Walensee
Die Sankt Gallus-Kirche von Amden liegt im unteren Teil des Dorfes auf 875 Meter über Meer. Vom Walensee her sind über felsiges Gelände 450 Höhenmeter zu überwinden. (2021)
Obwohl der Chorturm der Ammler Kirche schon mehrfach umgebaut wurde, enthält er noch sehr alte Bausubstanz. (2013)
Die rundbogigen Schallfenster unterhalb der Kirchenuhr entstammen der Zeit der Romanik und erinnern an die Zwillingsarkaden des Gallusturms in Schänis. (2013)
Die Statuen von Gallus und Otmar stammen noch vom 1888 geschaffenen neugotischen Hochaltar. Sie zierten auch dessen neubarocken Nachfolger von 1923. Bei der Renovierung von 1984–1986 wurde der Hochaltar dann aber entfernt. Gallus und Otmar erhielten einen Platz an der südlichen Längswand zugewiesen. (2013)
Das Gipstonnengewölbe mit den Bildern von Augustin Meinrad Bächtiger entging um 1980 nur knapp der Zerstörung. (2013)
Die großen Deckengemälde der Ammler Kirche zeigen Szenen aus dem Leben des heiligen Gallus: Missionierung der Heiden. (2013)
Ankunft von Gallus im Steinachtal. (2013)
Sankt Gallus als Patron des kulturbeflissenen Klosters St.Gallen. (2013)
In der Weihnachtszeit ist die Kirche jeweils mit einer großen, liebevoll gestalteten Krippenlandschaft geschmückt. Die ›Ammler Krippe‹ lockt jedes Jahr viele Besucher aus nah und fern an. (2016)
Der Stall von Bethlehem. Ausschnitt aus der ›Ammler Krippe‹. (2016)
Neben einem Gallussaal gibt es in Amden auch… (2013)
…einen Gallusbrunnen. (2013)
Luftaufnahme der Galluskirche Amden
Dank seiner schönen Lage und den guten Wander- und Wintersportmöglichkeiten ist Amden heute ein beliebter Ferienort. (2021)

Amden liegt an einem schönen Südhang zwischen Walensee und Obertoggenburg. Der Passübergang von Amden nach Stein im Toggenburg wurde bis ins 19. Jahrhundert rege benutzt, und noch heute verbindet ein schöner Wanderweg (14 Kilometer, ca. 900 Höhenmeter) die beiden Dörfer.

Von Süden, also von Walensee und Gasterland her, war Amden vor 1882, als die Fahrstraße Weesen-Amden eröffnet wurde, nur mühsam zu erreichen. Denn schroffe Felswände trennen das Bergdorf von der Talebene. Vielleicht deshalb besaß Amden schon im 13. Jahrhundert einen eigenen Seelsorger, lange bevor es zur selbständigen Pfarrei erhoben wurde. Aus dem 13. Jahrhundert dürften auch die ältesten Bauteile der Ammler Sankt Gallus-Kirche stammen, der Chorturm.

Amden gehörte im Mittelalter zur Großpfarrei Schänis; wichtiger Grundbesitzer im Ort war das dortige Damenstift. Von Schänis aus dürfte auch das Galluspatrozinium nach Amden gekommen sein. Das Dorf war im Mittelalter offenbar recht wohlhabend. Im Habsburger Urbar, das kurz nach 1300 entstand, erscheint Amden als ›steuerkräftigste‹ Gemeinde der Region. Wiederholt versuchten sich die Ammler von ihrer Mutterkirche loszukaufen, was allerdings erst 1594 gelang.

Anfang Februar 1529 erfolgte in Amden ein Bildersturm, doch kehrte die Bevölkerung nach der militärischen Niederlage der Reformierten bei Kappel (1531) wieder zum alten Bekenntnis zurück. Möglicherweise stiftete die Gemeinde damals als Sühnegabe für ihren Abfall die spätgotische Pietà, das älteste heute noch erhaltene Kunstwerk in der Ammler Kirche.

Gegen Ende des 17. Jahrhunderts dürfte die Kirche eine bauliche Veränderung erfahren haben. Aus jener Zeit stammen jedenfalls die beiden Seitenaltäre. Weitere Anpassungen erfolgten 1794, 1859, 1923 und 1984–86, wobei die Veränderungen bisweilen recht unglücklich ausfielen. Die Verlängerung der zu klein gewordenen Kirche wirkte sich 1794 nachteilig auf die Gesamtproportionen des Baus aus. 1859 wurde über dem Schiff ein recht drückend wirkendes Gipstonnengewölbe eingezogen, der Kirchturm umgebaut und mit einem achteckigen Türmchen bekrönt. Im Turmchor wurde ein Gipskreuzgewölbe eingebaut und dabei wertvolle Wandmalereien aus dem 16. Jahrhundert größtenteils zerstört. 1923 wurde der oktogonale Turmabschluss der vorausgehenden Renovierung (nicht ganz zu Unrecht) bereits wieder als »lächerlich« empfunden. Um die Proportionen der Kirche wenigstens äußerlich wieder etwas zu verbessern, wurde der Turm erhöht und mit einem schlichten, hochgezogenen Zeltdach versehen. Das Tonnengewölbe des Kirchenschiffs erhielt Deckengemälde von Augustin Meinrad Bächtiger (1888–1971), der etwas später auch in der Sankt Gallus-Kirche von Libingen tätig war.

Um Bächtigers Werk mit drei großformatigen Szenen aus der Gallusvita sowie kleineren Medaillons der Heiligen Columban, Notker, Wiborada, Meinrad und Fridolin entbrannte in den 1970er Jahren anlässlich einer geplanten Renovierung ein heftiger Streit. Die beauftragten Architekten wollten den Dachstuhl der Kirche freilegen, um so die Proportionen im Schiff zu verändern und dem Raum eine ›rustikale‹ Atmosphäre zu verleihen. Mit dem Gipstonnengewölbe wären aber auch Bächtigers Bilder verloren gegangen, wogegen sich der Beauftragte der Eidgenössischen Denkmalpflege, Bernhard Anderes (1934–1998), heftig wehrte. Für Anderes, der zu den bedeutendsten Schweizer Kunsthistorikern gehört, waren die Gemälde diskussionslos erhaltenswert – eine Überzeugung, die er in verschiedenen Einsprachen und Artikeln kundtat. Trotzdem stimmten die Ammler Kirchbürger 1980 dem Projekt der Architekten zu. Doch Anderes kämpfte weiter: »Die Zerstörung der Ammler Bilder zugunsten einer rein geschmäcklerischen Öffnung des Dachstocks wäre nicht nur ein verständnisloser Akt der Bilderstürmerei, sondern ein effektiver Verlust der modernen Kirchenkunst.«

Wenn schon nicht die Ammler Bevölkerung, so konnte Anderes doch wenigstens die Regierung des Kantons St.Gallen überzeugen. Diese stellte die Bilder von August Meinrad Bächtiger kurzerhand unter Schutz und verunmöglichte so eine Freilegung des Dachstuhls, die wohl nicht nur aus denkmalpflegerischer, sondern auch aus ökologischer und akustischer Sicht fragwürdig gewesen wäre.


Panorama
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Literatur

Anderes, Bernhard, Die Kunstdenkmäler des Kantons St.Gallen. Band V. Der Bezirk Gaster, Basel 1970 (Die Kunstdenkmäler der Schweiz 59).

Anderes, Bernhard; Hauser, Albert; Lehmann, Norbert (Hg.), allerHeiligen. Namens- und Kirchenpatrone, Schutzheilige, Nothelfer, Pfäffikon 1998.

Bischöfliche Kanzlei des Bistums St.Gallen, Personalverzeichnis der Diözese St.Gallen 2012, St.Gallen.

Boari, Benito, Amden. Katholische Pfarrkirche St.Gallus, in: ders. (Hg.), Denkmalpflege im Kanton St.Gallen 1981 – 1985, St.Gallen 1988, S. 21–26.

Erhart, Peter; Kuratli Hüeblin, Jakob; Oberholzer, Paul, 1400xGallus, St.Gallen 2012.

Euw, Aloys von, Wenn Gallus und Otmar das Abenteuer wagen, Schwyz 2010.

Kalberer, Ivo, Amden. Eine Dorfchronik zum 800jährigen Bestehen der Berggemeinde Amden 1178-1978, Amden 1978.

Kalberer, Ivo, Die renovierte Gallus-Kirche in Amden – ein gediegenes, festliches Gotteshaus, in: Terra plana 4 (1986), S. 7–10.

Staerkle, Paul, Von den Sankt Gallus-Patrozinien, in: Bischöfliches Ordinariat und Katholischer Administrationsrat St.Gallen (Hg.), Sankt Gallus Gedenkbuch. Zur Erinnerung an die Dreizehnhundert-Jahr-Feier vom Tode des heiligen Gallus am 16. Oktober 1951, St.Gallen 1952, S. 48–74.

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Stand: Dezember 2017

Gottesdienste
Die Pfarrei Amden gehört zur Seelsorgeeinheit Gaster. Die aktuellen Gottesdienstzeiten in der Sankt Gallus-Kirche entnehmen Sie dem entsprechenden Regionalteil im Pfarreiforum.