Habartice/Ebersdorf wurde im 13. Jahrhundert von fränkischen Siedlern gegründet. Der Ort auf dem rauen böhmischen Erzgebirgskamm wird 1363 erstmals als Eberhartsdorf erwähnt, benannt wohl nach dem Anführer der deutschen Einwanderer. Im Jahr 1374 begegnet uns die Namensform Habartivilla und 1392 Eberzdorff. Habartice ist der tschechische Name für Ebersdorf.
Ebersdorf entstand im Rahmen des planmäßigen Landausbaus im damals noch dicht bewaldeten Nordböhmen. Es war (wie zum Beispiel auch Nieder Seifersdorf) ein Waldhufendorf, in dem jedem Siedler ein Waldstück zur Rodung und Bebauung zugewiesen wurde. Die einzelnen Grundstücke (Hufen) waren so groß, dass ihre Erträge eine Familie ernähren konnten. Die Wohn- und Wirtschaftsbauten wurden entlang einer Straße angelegt, wodurch typische Reihendörfer entstanden. Der Land- und Waldbesitz der einzelnen Siedlerfamilien schloss sich unmittelbar hinter ihren Gehöften in langen, schmalen Parzellen an.
Unter den neu gegründeten Siedlungen in der Umgebung nahm Ebersdorf eine besondere Rolle ein. Denn hier wurde eine Kirche errichtet. Die Pfarrer von Ebersdorf hatten in einem weitläufigen Sprengel die Seelsorge sicherzustellen. Im 16. Jahrhundert wurde die Region vorübergehend evangelisch, im 17. Jahrhundert wieder katholisch. In Ebersdorf setzten Jesuiten aus dem nahe gelegenen Mariaschein (Bohosudov) die Gegenreformation durch.
Im Dreißigjährigen Krieg verödeten mehr als die Hälfte der Höfe von Ebersdorf. Krieg, Hunger und Seuchen forderten ihren schrecklichen Tribut. Ebersdorf hatte mehrmals durchreisende Truppen auszuhalten: sächsische, schwedische, kaiserliche. Denn das Dorf lag an der Passstraße über den Geiersberg, einem Übergang zwischen Sachsen und Böhmen. Die Pfarrei Ebersdorf verwaiste in der Kriegsnot. Die Seelsorge wurde zwischenzeitlich von Kulm (Chlumec) aus aufrechterhalten.
Im Jahr 1783 wurde die alte Kirche von Ebersdorf abgerissen. Es entstand ein neues Gotteshaus im barocken Stil, das – in der Tradition der alten Kirche – dem heiligen Gallus geweiht wurde. 1800 entstand auch ein neues Pfarrhaus. Angeblich soll hier im Jahr 1813 Napoleon Bonaparte abgestiegen sein, bevor er vom Kirchturm von Nollendorf aus die Niederlage seines Generals Vandamme in der Schlacht von Kulm beobachtet habe.
Im Jahr 1900 lebten in Ebersdorf 954 ›Deutsche‹ und vier ›Tschechen‹. Auch nach dem Ende der Habsburgermonarchie und der Gründung der Tschechoslowakischen Republik im Jahr 1918 blieb Ebersdorf – jetzt offiziell Habartice – ein ›deutsches‹ Dorf. Das Leben auf dem Erzgebirgskamm war hart. Die meisten Einwohner arbeiteten in der Landwirtschaft, jedoch mit bescheidenem Ertrag. Viele Frauen waren in Heimarbeit mit Flechten und Strohhutnähen beschäftigt, während die Männer im Winter auswärts Arbeit suchten. Die Einwohnerzahl von Ebersdorf/Habartice nahm bereits seit der Mitte des 19. Jahrhunderts kontinuierlich ab.
Nach dem Zweiten Weltkrieg teilte die Bevölkerung von Habartice/Ebersdorf das traurige Schicksal von Millionen deutschsprachigen Bewohnern Mittel- und Osteuropas. Sie wurde aus ihrer Heimat vertrieben. Sieben Jahrhunderte nach der Urbarmachung des böhmischen Erzgebirgskamms wurde dieses raue Land wieder aufgegeben. Das ganze Dorf wurde geschleift, über zweihundert Häuser dem Erdboden gleichgemacht. Auch die Kirche des heiligen Gallus wurde zerstört – im Januar 1949.