Bílý Kostelec

Die Kirche Sankt Gallus (Kostel svatého Havla) von Bílý Kostelec (dt. Weißkirchen) ist heute von Wald umgeben. Nur der profilierte Giebel der Westfassade ragt aus den Bäumen hervor. (2014)
Sankt Gallus (Kostel sv. Havla) Bílý Kostelec
Die Kirche ist eine Ruine. Das Gotteshaus wurde nach der Vertreibung der deutschsprachigen Bevölkerung nach dem Zweiten Weltkrieg aufgegeben und dem allmählichen Verfall überlassen. (2019)
Sankt Gallus (Kostel sv. Havla) Bílý Kostelec
Im Kirchenschiff wachsen Sträucher und Bäume. Von der einstigen Ausstattung der Kirche lässt sich kaum mehr etwas erahnen. (2019)
Sankt Gallus (Kostel sv. Havla) Bílý Kostelec
Im Presbyterium haben sich Reste von Gemälden erhalten. Die Reliquien wurden aus dem Altar entfernt. (2019)
Sankt Gallus (Kostel sv. Havla) Bílý Kostelec
Neben der Kirchenruine von Bílý Kostelec befinden sich die Überreste des einstigen Kirchturms, der einen Aufbau aus Holz hatte. (2019)
Sankt Gallus (Kostel sv. Havla) Bílý Kostelec
Auf dem an die Kirche angrenzenden Friedhof werden einige Gräber bis heute (2019) gepflegt. (2019)
Sankt Gallus (Kostel sv. Havla) Bílý Kostelec
Auch die Liegenschaft direkt am Kirchhügel ist ungenutzt und verfällt. (2019)
Kirche St.Gallus Bílý Kostelec im Jahr 1969
Ansicht der Galluskirche Bílý Kostelec aus dem Jahr 1969. Wenig später, in den 1970er-Jahren, stürzte das Dach ein. (Bild bereitgestellt von Milan Gruber Bouška auf der großartigen Website zanikleobce.cz von Pavel Beran)
Bílý Kostelec (Weißkirchen) Kirche Sankt Gallus (Kostel svatého Havla) im Jahr 1970
Innenaufnahme der Galluskirche Bílý Kostelec aus der Zeit um 1970. (Bild bereitgestellt von Milan Gruber Bouška auf der großartigen Website zanikleobce.cz von Pavel Beran)
Kirche St.Gallus Bílý Kostelec im Jahr 1917
1917 wurde die Kirche noch genutzt. (Bild bereitgestellt von Milan Gruber Bouška auf der großartigen Website zanikleobce.cz von Pavel Beran)
Bílý Kostelec/Weißkirchen wird bereits im Jahr 1057 erstmals schriftlich erwähnt. 1869 zählte der Ort 325 ständige Bewohner, 1930 noch 274, 1961 75 und 2001 noch 6. (2014)

Zwischen Konojedy und Mukařov im nordböhmischen Úštěk befindet sich das Dorf Bílý Kostelec (Weißkirchen). Hier ließ im Jahr 1733 die Gräfin Anna Kateřina Šporková (1689–1754) an Stelle eines älteren, gotischen Gotteshauses eine Barockkirche errichten. Sie war dem heiligen Gallus (sv. Havel) geweiht und hatte zunächst den Rang einer Pfarrkirche, wurde jedoch bereits 1789 dem benachbarten Konojedy einverleibt.

Die Kirche liegt etwas erhöht auf einer Felszunge und ist von einem Friedhof umgeben. Sie hat den Status eines Kulturdenkmals der Tschechischen Republik. Allerdings wurde die Kirche seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs nicht mehr genutzt und ist heute eine Ruine. Bereits den 1970er-Jahren stürzte ihr Dach ein; nur das Gewölbe über dem Presbyterium ist noch intakt. Heute wachsen Sträucher und Bäume in der Kirche.

Für den Unterhalt des Gotteshauses war grundsätzlich die Pfarrgemeinde von Konojedy zuständig, zu der Bílý Kostelec seit 1789 gehört. Da eine Instandsetzung des vernachlässigten Kulturdenkmals die finanziellen Möglichkeiten der Gemeinde jedoch weit überstieg (die Sanierungskosten wurden 2014 mit zwanzig Millionen tschechischen Kronen veranschlagt), verfasste die Pfarrei 2016 eine Erklärung über die Aufgabe ihres Eigentums. Diese wurde jedoch abgelehnt. Die Gemeinde, so hieß es in der Begründung, könne sich nicht durch Eigentumsverzicht ihrer gesetzlichen Verpflichtung zur Pflege und zum Unterhalt des Kulturdenkmals entledigen. 2019 erklärte sich schließlich die Stadt Úštěk bereit, die Galluskirche von Bílý Kostelec samt dem umliegenden Land zu übernehmen.


Panorama
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Literatur

Český statistický úřad (Hg.), Historický lexikon obcí České republiky 1869–2005, Prag 2006.

Erhart, Peter; Kuratli Hüeblin, Jakob; Oberholzer, Paul, 1400xGallus, St.Gallen 2012.

Hrdina, Jan, Svatohavelský kult ve středověkých Čechách. Zpráva o stavu výzkumu, in: Martin Musilek (Hg.), Havelské Mesto pražské ve stredoveku: historie, archeologie, stavební historie, Prag 2012, S. 100–135.

Hrdina, Jan, Der heilige Gallus – seine Patrozinien und seine Verehrung im mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Böhmen, in: Franziska Schnoor, Karl Schmuki, Ernst Tremp, Peter Erhart, Jakob Kuratli Hüeblin (Hg.), Gallus und seine Zeit. Leben, Wirken, Nachleben, St.Gallen 2015, S. 321–339.

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Stand: Januar 2020