Stiftsbibliothek St.Gallen

Zusammen mit der barocken Stiftskirche ist die Stiftsbibliothek das hervorragendste Baudenkmal der ehemaligen Fürstabtei St.Gallen, die 1983 zum Weltkulturerbe der UNESCO erklärt wurde. Der 1758–1767 unter der Leitung des Bregenzerwälder Baumeisters Peter Thumb gebaute Barocksaal gehört zu den schönsten Bibliotheksräumen der Welt. Heute besuchen jährlich über 120’000 Personen die Ausstellungen der Stiftsbibliothek, in denen in würdigem Rahmen die kulturellen und spirituellen Leistungen vermittelt werden, die die ›Schüler des heiligen Gallus‹ in der über tausendjährigen Geschichte ihres Klosters erbracht bzw. ermöglicht haben.

Die Bedeutung der Stiftsbibliothek St.Gallen liegt nicht nur in ihrer architektonischen Schönheit, sondern vor allem in der Einzigartigkeit ihrer Bestände. Sie ist als einzige der großen Klosterbibliotheken des abendländischen Mittelalters institutionell und mit einer außergewöhnlich geschlossenen Sammlung bis in die Gegenwart erhalten geblieben, hat Kriege und Katastrophen, Reformation, Revolution und Säkularisation vergleichsweise gut überstanden. Ihre Bestände befinden sich heute noch an Ort und Stelle, wo vielleicht schon der heilige Gallus eine erste, bescheidene ›Bibliothek‹ eingerichtet hatte. Aus der Zeit der Mönchssiedlung des 7. Jahrhunderts sind zwar keine Bücher erhalten geblieben. Diese dürften wie die ältesten Dokumente des Archivs um das Jahr 680 bei der Plünderung der Galluszelle durch Truppen des Grafen Ortwin verloren gegangen sein. Dennoch ist zu vermuten, dass schon in der St.Galler Gründungssiedlung Bücher vorhanden waren bzw. vorhanden sein mussten. Als Leiter einer kleinen Mönchsgemeinschaft unterwies Gallus seine Schüler im Christentum, das bekanntlich eine Buchreligion ist. Nicht nur der Grabser Diakon und spätere Konstanzer Bischof Johannes hat von Gallus eine solide Ausbildung erhalten, sondern vielleicht auch der legendäre Allgäuer Adelssohn Mecate, der als erster Priester von (Maria-)Thann gewirkt haben soll.