Stiftsarchiv St.Gallen

Das Stiftsarchiv St.Gallen ist das älteste Klosterarchiv des Abendlandes. Seine Bestände gehören als Teil des St.Galler Stiftsbezirks zum Weltkulturerbe der UNESCO und gleichzeitig zum Weltdokumentenerbe der UNESCO (Memory of the World). Zur Wahrung der Rechtssicherheit bewahrte das Kloster seine Urkunden schon seit frühester Zeit sorgfältig auf, was dazu führte, dass das Stiftsarchiv heute den mit Abstand größten frühmittelalterlichen Urkundenschatz nördlich der Alpen besitzt. Besser als alle anderen überlieferten Schriftquellen gewähren uns diese Urkunden Einblicke in die Lebensumstände der frühmittelalterlichen Bevölkerung Alemanniens. Mehr als tausend Ortschaften in der heutigen Schweiz, in Deutschland, Frankreich und Österreich werden darin erstmals schriftlich fassbar. In etlichen dieser Orte stand oder steht noch heute eine Sankt Gallus-Kirche, die an die uralte Verbindung zum Kloster St.Gallen erinnert.

Die Überlieferung des Stiftsarchivs setzt bereits vor der Klostergründung durch den heiligen Otmar (719) ein. Aus der Zeit um das Jahr 716 ist eine Schenkungsurkunde überliefert, mit der ein gewisser Erfoin, zusammen mit seinen Söhnen Teotar und Rotar, einen wichtigen Beitrag an die Grundversorgung des entstehenden Klosters leistete. Er schenkte der Kirche des heiligen Gallus (ad eclesiam sancti Gallonis) Güter und Hörige in Wolfenweiler und Ebringen. Insbesondere der gute Breisgauer Wein, der seither als jährliche Zinsleistung nach St.Gallen geliefert wurde, war im Kloster hoch geschätzt.

Bereits im 8. Jahrhundert wurden die klösterlichen Rechtsdokumente von einem Archivar verwaltet. Um das Jahr 770 hatte der damals noch junge Diakon Waldo dieses Amt inne. Waldo ist der erste namentlich bekannte St.Galler Stiftsarchivar. Er hat über die Säkularisierung des Klosters (1805) hinaus seine Nachfolger gefunden. Heute ist Dr. Peter Erhart Stiftsarchivar von St.Gallen. Die institutionelle Kontinuität des Stiftsarchivs ist seit dem Frühmittelalter ungebrochen. 

Das Stiftsarchiv ist im sogenannten ›Zeughausflügel‹ des St.Galler Stiftsbezirks untergebracht. Sein Zugang liegt direkt am Klosterhof.

Die Konservierung, Erforschung und Vermittlung seiner 1300 Jahre alten Bestände sind heute die Hauptaufgaben des Stiftsarchivs St.Gallen.