Zell (Riedlingen)

Die Pfarrkirche Sankt Gallus und das stattliche Pfarrhaus dominieren die Ansicht des kleinen, über der Donau gelegenen Dorfs Zell. (2017)
Der Kirchturm musste 1969 wegen Baufälligkeit von Grund auf neu errichtet werden. (2017)
Die Malereien in der schlichten klassizistischen Saalkirche von Zell stammen von Januarius Zinck (1730–1797), der als einer der bedeutendsten Vertreter des Stilübergangs vom Rokoko zum Klassizismus gilt. (2013)
Die Gallusfigur am rechten Seitenaltar stammt vielleicht vom Riedlinger Bildhauer Johann Joseph Christian (1706–1777) aus der Zeit um 1740. (2013)
Bei der aufwändigen Kirchenrestaurierung 1969–1972 wurden die zweigeschossigen Rechteckfenster des ursprünglichen Baus rekonstruiert. (2017)
Vom Mittelalter bis zur Säkularisation (1802/1803) gehörte das Pfarrdorf Zell dem Benediktinerkloster Zwiefalten. Bereits 790 ist im Ort eine Kirche nachgewiesen. (2017)

Zell liegt idyllisch auf einem Geländesporn in einer Flussschleife der Donau. Bei seiner ersten urkundlichen Erwähnung im Jahr 790 wird der Ort noch Rammesauwa genannt. Damals schenkten der einflussreiche Graf Berthold und seine Frau Gersinda ihre dortige Eigenkirche mit allem Zubehör dem Kloster St.Gallen. Dieses errichtete hier vermutlich schon bald einen mit Mönchen besetzten Außenposten – eine cella – zur Verwaltung der in der Umgebung liegenden Klostergüter. 805 und 826 wird der Ort in zwei St.Galler Urkunden – wohl in Anlehnung an den Namen des Schenkers – als Bertholdzell (Berahtoltescella/Pertodescella) bezeichnet, seit 961 sodann als Zell (Cella).

Es ist gut möglich, dass die St.Galler Mönche bei ihrer Niederlassung den Klosterheiligen Gallus als Kirchenpatron von Zell eingesetzt haben. Nachweisen lässt sich das Galluspatrozinium allerdings erst seit 1404/1514. Damals hatte das Kloster St.Gallen keinen direkten Einfluss mehr in der Region. Ende des 13. Jahrhunderts war die Kirche von Zell dem nahe gelegenen Kloster Zwiefalten inkorporiert und besaß den Status einer Pfarrkirche. 1352 kaufte das Kloster von der reichsministerialen Familie von Emerkingen auch die Vogteirechte über Zell und blieb in der Folge bis 1802 im Besitz der Ortschaft.

Im Jahr 1404 wurden die Altäre in der Zeller Kirche, möglicherweise nach einem spätgotischen Neubau, neu geweiht. Ansonsten wissen wir kaum etwas über die Vorgängerbauten der heutigen Galluskirche, die 1780 unter dem Zwiefaltener Abt Nikolaus Schmidler in nur sieben Monaten neu errichtet und am 16. Oktober 1781 – am Festtag des heiligen Gallus – vom Konstanzer Weihbischof Wilhelm Leopold von Baden geweiht wurde. Das Konzept für den klassizistischen Kirchenbau stammt vielleicht vom Kurtrierer Hofmaler Januarius Zinck (1730–1797), der das Gotteshaus auch mit Fresken ausmalte. Diese wurden zwar 1887 überstrichen, 1930 aber wieder freigelegt und 1969–1972 im Rahmen einer aufwändigen Restaurierung gesichert.


Panorama
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Literatur

Catalogus personarum ecclesiasticarum et locorum dioecesis Constantiensis, Konstanz 1755.

Catalogus personarum ecclesiasticarum et locorum dioecesis Constantiensis, Konstanz 1769.

Birlinger, Anton, Die Sprache des Rotweiler Stadtrechtes, in: Sitzungsberichte der königlich bayerischen Akademie der Wissenschaften zu München Anhang (1865), S. 1–72.

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Erhart, Peter; Kuratli Hüeblin, Jakob; Oberholzer, Paul, 1400xGallus, St.Gallen 2012.

Hartmann, Dietrich Klaus, Archäologisch – baugeschichtlicher Katalog der Kirchen im Regierungsbezirk Tübingen, Kerpen-Loogh 2019 (Archäologische Berichte 32).

Hefele, Karl Joseph von, Geschichte der Einführung des Christenthums im südwestlichen Deutschland, besonders in Würtemberg, Tübingen 1837.

Hundsnurscher, Franz, Die Investiturprotokolle der Diözese Konstanz aus dem 16. Jahrhundert, Stuttgart 2008-2010.

Kolb, Günter, Barockbauten im Gebiet der Abtei Zwiefalten, in: Hermann Josef Pretsch (Hg.), 900 Jahre Benediktinerabtei Zwiefalten, Ulm 1990, S. 311–389.

Kraus, Johann Adam, Unser Ringingen und das Kloster St.Gallen, in: Hohenzollerische Jahreshefte 17 (1957), S. 36–51.

Landesarchivdirektion Baden-Württemberg in Verbindung mit dem Landkreis Biberach (Hg.), Der Landkreis Biberach, Sigmaringen 1987/1990.

Pretsch, Hermann Josef (Hg.), 900 Jahre Benediktinerabtei Zwiefalten, Ulm 1990.

Quarthal, Franz, Germania Benedictina Bd. V. Baden-Württemberg, Tübingen 1987.

Staerkle, Paul, Von den Sankt Gallus-Patrozinien, in: Bischöfliches Ordinariat und Katholischer Administrationsrat St.Gallen (Hg.), Sankt Gallus Gedenkbuch. Zur Erinnerung an die Dreizehnhundert-Jahr-Feier vom Tode des heiligen Gallus am 16. Oktober 1951, St.Gallen 1952, S. 48–74.

Württembergisches Landesamt für Denkmalpflege (Hg.), Kreis Riedlingen, Bearbeitet von Wilhelm Matthey und Hans Klaiber, Stuttgart/Berlin 1936.

Zeiß, Karl Heinz, Kleiner Führer in der Pfarrkirche St.Gallus zu Riedlingen-Zell, Riedlingen-Daugendorf o. J.

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Stand: November 2020