Die Johanniter-Komturei Wemeldinge auf der niederländischen Halbinsel Zuid-Beveland (Provinz Zeeland) existiert schon lange nicht mehr. Sie wurde um 1600 aufgelassen. Zum Komplex gehörte eine Kapelle, die dem heiligen Gallus geweiht war.
Erstmals erwähnt wird die Sankt Gallus-Kapelle in einem Visitationsbericht von 1495. Laut diesem bestand die Komturei damals aus einem alten, aber nicht ruinösen Haus sowie einer kleinen, gut renovierten Kapelle mit einem einzigen, dem heiligen Gallus geweihten Altar. Die Visitation brachte keine Beanstandungen. Das Ewige Licht brannte Tag und Nacht; der Kirchenschatz war zwar klein, aber ordentlich erhalten. Im Haus, das mit allen Notwendigkeiten ausgestattet war, gab es unter anderem zehn Betten mit Zubehör sowie ausreichend Geschirr. Zum Haushalt gehörten auch vier Pferde und sechs Kühe. Bewohnt wurde die Komturei 1495 von drei Mitgliedern des Johanniterordens, von denen aber nur der Komtur, Lucas Huet, geistliche Aufgaben erfüllte. Dazu kamen zwei Bedienstete: ein Koch und ein Hausdiener.
1540 war in Wemeldinge noch ein Priesterbruder anwesend, 1594 niemand mehr. Die Anwohner gaben an, dass die Komturei schon seit Jahren unbewohnt sei. Die Johanniter hatten Wemeldinge verlassen. Sie fürchteten sich vor dem grassierenden »Zeeland-Fieber«, einer Form der Malaria, aber auch vor Auseinandersetzungen im Rahmen des Spanisch-Niederländischen Kriegs. Das Dach der Galluskapelle war bei Kriegshandlungen eingestürzt. Der amtierende Komtur, Hendrik Vos, hielt sich in Leiden auf. Er war der letzte Komtur von Wemeldinge. Die Protestantisierung der Niederlande brachte nicht nur das Ende der kleinen Komturei Wemeldinge, sondern auch des Katharinenkonvents Utrecht, zu dem Wemeldinge gehörte.
Bei Planierungsarbeiten in den 1930er-Jahren wurden die noch übrigen Fundamente der um 1600 abgerissenen Komturei Wemeldinge praktisch vollständig abgetragen. Ausgrabungen brachten Keramikfunde aus dem 14. und 15. Jahrhundert zum Vorschein. Der Standort der ehemaligen Komturei gilt heute als Stätte mit »hohem archäologischem Wert«.