Im Jahr 1754 hatte der Priester Josef Helg in seiner Pfarrei Libingen im Toggenburg eine Schwesterngemeinschaft der Ewigen Anbetung gegründet. Sechs Jahre später anerkannte der St.Galler Fürstabt dieses Institut und unterstellte es der Regel des heiligen Benedikt. Doch schon bald darauf ließ Pfarrer Helg seine Gründung im Stich. Er hatte sie in bitterste Armut gestürzt. Das Libinger Klostergebäude war feucht und hatte so viele Baumängel, dass es fast unbewohnbar war. Da beschloss im Jahr 1780 der St.Galler Fürstabt Beda Angehrn, das Frauenkloster nach Glattburg bei Oberbüren zu verlegen. Dort besaß St.Gallen ein altes, wehrhaftes Schloss, das nun in ein Kloster umgebaut wurde. Am 17. November 1781 übersiedelten die Schwestern der Ewigen Anbetung von Libingen nach Glattburg.
Glattburg, das an erhöhter, strategisch günstiger Lage über der Glattmündung in die Thur liegt, gehörte schon im Frühmittelalter dem Kloster St.Gallen. Am 26. Februar 788 hatte ein gewisser Petto seinen Besitz in Glattburg (Clataburuhc) sowie Zuckenriet dem Galluskloster übertragen. Nach einigen Handänderungen in der Frühen Neuzeit brachte die Abtei diesen uralten Besitz im Jahr 1649 wieder an sich und konnte ihn 1780 den Libinger Schwestern der Ewigen Anbetung zur Verfügung stellen.
Die neue Klosteranlage erhielt den Namen ›St.Gallenberg auf Glattburg‹. Die neu errichtete Kirche und das Kloster erhielten Sankt Gallus zum Patron. Ihm zur Seite stehen Maria, Josef und Otmar. »Das sind die vier Hauptpfeiler des neuen Klosters in Glattburg«, so heißt es in der Klosterchronik von St.Gallenberg.
Der Um- und Neubau der Glattburger Klosteranlage wurde vom St.Galler Laienbruder Paul Wucherer geplant und vom Allgäuer Baumeister Simon Schratt und seinen Söhnen Andreas und Michael ausgeführt. Weil aber Simon Schratt schon kurz nach Baubeginn verstarb, übernahm sein Bruder Georg die Erfüllung des Akkords. Der Vorarlberger Johannes Wirthensohn wirkte als Bildhauer, der Allgäuer Franz Anton Weiß als Maler. Mit der Glattburger Klosterkirche gelang ein kleines, aber feines barockes Gesamtkunstwerk. 1785 waren die Bauarbeiten beendet. Zwei Jahre später überließ die Fürstabtei St.Gallen den Klosterfrauen auf Glattburg auch noch umfangreiche land- und forstwirtschaftliche Güter. So konnten die Anbetungsschwestern ihren Lebensunterhalt fortan würdiger bestreiten als zuvor in Libingen.
Doch das Glück war in St.Gallenberg nur kurz zu Gast. In den 1790er Jahren brachen Revolution und französische Truppen ins Land. Rohe Gewalt mussten die Schwestern der Ewigen Anbetung glücklicherweise nicht erleiden. Doch die neuen Machthaber versuchten sie durch Überredung, Einschüchterung sowie mit finanziellen und organisatorischen Schikanen zur Aufgabe ihres Klosters zu bewegen. Aber die Frauen ließen sich ihren Lebensentwurf nicht verleiden, ihren Idealismus nicht nehmen. Bereitwillig übernahmen sie neben der Ewigen Anbetung auch noch weitere Aufgaben, zum Beispiel die Ausbildung der jungen Mädchen aus der Umgebung. Die »Arbeitsamkeit und Genügsamkeit« der Glattburger Anbetungsschwestern beeindruckten den Großen Rat des neu gegründeten Kantons St.Gallen so sehr, dass er 1806 den Antrag der Regierung, das Kloster zu säkularisieren, zurückwies bzw. dessen Weiterexistenz gesetzlich garantierte.
Das Kloster St.Gallenberg existiert bis heute. Es ist beeindruckend, was die Schwestern der Ewigen Anbetung in ihrer bewegten Geschichte zunächst in Libingen und dann in Glattburg alles erlebt und ausgehalten haben. Eindrücklich wirken vor diesem Hintergrund auch die Worte des St.Galler Dekans P. Aemilius Hartmann aus dem Jahr 1754, der die Kritiker von Josef Helgs Institut der Ewigen Anbetung an den Rat des Gamaliel (Apg. 5,38–39) erinnerte: »Ist es Menschenwerk, wird es von selbst zerfallen. Wenn es aber Gottes Werk ist, so könnt ihr es nicht zum Verfall bringen.«