Die heutige Marktgemeinde Schörfling am Attersee wird im Jahr 803 in einer Schenkungsurkunde an das Kloster Mondsee als Sceroluingen erstmals erwähnt. Mondsee war 748 vom Bayernherzog Odilo gestiftet worden. Nach seiner Eingliederung ins Fränkische Reich wurde es zum Reichskloster und erfuhr – ähnlich wie zu jener Zeit auch das Kloster St.Gallen – großzügige Förderung. Mondsee wurde – wie St.Gallen – zu einem Zentrum der »karolingischen Renaissance«.
Die lokale Forschung geht davon aus, dass in Schörfling am Attersee schon im 10. Jahrhundert die erste Holzkirche gebaut wurde, möglicherweise durch das Kloster Mondsee. Die Errichtung der Pfarrei Schörfling wird im 12. Jahrhundert vermutet und mit dem damaligen Ausbau der Pfarreiorganisation im Bistum Passau in Zusammenhang gebracht. Gegen Ende des 12. Jahrhunderts dürfte – vielleicht im Zuge der Pfarreigründung – die erste Steinkirche entstanden sein. Einige Mauerreste eines romanischen Vorgängerbaus haben sich in den Chorwänden bis heute erhalten. Kirchenheiliger von Schörfling ist Sankt Gallus. Sein Patrozinium könnte durchaus ins 12. Jahrhundert zurückweisen, im Falle einer Kirchengründung durch das Benediktinerkloster Mondsee sogar noch weiter.
In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde ein Neubau der Schörflinger Pfarrkirche beschlossen. Der Baubeginn fällt in die Amtszeit von Pfarrer Johann Guldein (1463–1478). In Aurach am Hongar, das damals kirchlich noch zu Schörfling gehörte, wurde eigens für den Kirchenbau eine Ziegelei betrieben. Am 14. September 1476 weihte der Passauer Weihbischof Albert Schönhofer († 1493) den Chor. Die Seitenkapelle – heute Taufkapelle – wurde 1496 konsekriert. Der Bau des Kirchturms konnte erst um 1640 in Angriff genommen werden, denn politische, konfessionelle und soziale Spannungen führten zu einer längeren Unterbrechung der Bautätigkeit.
Die Gemeinde Schörfling schloss sich bald nach 1517 der Reformation Martin Luthers an, die in der ganzen Region eine starke sozialrevolutionäre Dynamik entwickelte und mit schrecklichen ›Bauernkriegen‹ einherging. Der Patronatsherr der Sankt Gallus-Kirche, Franz Christoph von Khevenhüller (1588–1650), setzte im Zuge der Gegenreformation wieder einen katholischen Geistlichen in Schörfling ein und führte so die Bevölkerung zum alten Glauben zurück. Khevenhüller war selber als Protestant aufgewachsen, 1609 jedoch zum Katholizismus konvertiert. Zur Stärkung des katholischen Glaubenslebens ließ er der Pfarrkirche eine Loretokapelle anbauen, die sich bald zu einem bedeutenden regionalen Wallfahrtsort entwickelte und Schörfling eine wirtschaftliche Blütezeit bescherte. Am 30. Mai 1787 suchte eine schwere Brandkatastrophe den Marktort heim. Auch die Pfarrkirche Sankt Gallus wurde beschädigt, die Loretokapelle zerstört. Da der ›aufgeklärte‹ Kaiser Joseph II. (1741–1790) das Wallfahrtswesen schon vor dem Brand stark eingeschränkt hatte und die Pilgerfahrt keine guten Einkünfte mehr versprach, wurde die Loretokapelle nicht mehr neu aufgebaut.
Am 11./12. April 1828 erlitt Schörfling erneut eine schwere Brandkatastrophe, bei der auch das Dach und der Turm der Kirche beschädigt wurden. 1873 erhielt der Turm einen neuen Helm und damit sein heutiges Aussehen. Im 19. Jahrhundert wurden, vor allem im Chor der Kirche, einige Bau- und Ausstattungselemente aus der Barockzeit wieder entfernt, das Gotteshaus regotisiert. Alle Änderungen fügen sich gut in die mittelalterliche Architektur ein, weshalb die Pfarrkirche Sankt Gallus von Schörfling heute zu den herausragenden Beispielen der spätgotischen Architektur im Attergau zählt.