Ob die Hauskapelle von Schloss Roggwil im Thurgau tatsächlich einmal Sankt Gallus zum Patron hatte, lässt sich heute nicht mehr mit Bestimmtheit feststellen. Sicher ist nur, dass dort einst eine Glocke zur Andacht rief, auf der die Heiligen Gallus, Otmar und Notker abgebildet waren.
Die St.Galler Hausheiligen kommen als mögliche Patrone der Roggwiler Schlosskapelle durchaus in Betracht, denn das Anwesen gehörte im 18. Jahrhundert dem Kloster St.Gallen. Es diente den Mönchen als Erholungsort. Fürstabt Coelestin Gugger von Staudach hatte das Schloss 1740 gekauft und erneuern lassen; die Kapelle erhielt eine schöne neue Stuckdecke im Régencestil.
Als das Kloster St.Gallen das Schloss Roggwil kaufte, blickte dieses bereits auf eine lange Geschichte zurück. Der zentrale Bau war wohl schon in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts als Wohnturm entstanden. Die links und rechts an den Turm angebauten Wohntrakte dürften im 15. Jahrhundert von der damaligen Besitzerfamilie von Rappenstein – genannt Mötteli – errichtet worden sein. Aus dieser Zeit stammt auch die Schlosskapelle, die 1463 erstmals erwähnt wird.
Nach der Aufhebung des Klosters St.Gallen wurde Schloss Roggwil baulich stark vernachlässigt. In den Räumen im Erdgeschoß wurde eine Käserei eingerichtet, die Hauskapelle profaniert. Die Glocke mit den Bildnissen der heiligen Gallus, Otmar und Notker kam in die evangelische Kuranstalt Heinrichsbad bei Herisau (1967 abgebrochen), wo sie den Gästen die Zeiten zum Molkentrinken anzeigte.
Bis 1969 verblieb Schloss Roggwil im Besitz der Käsereigenossenschaft Roggwil. Es war inzwischen sehr baufällig geworden. Nach einem gescheiterten privaten Rettungsversuch stand der Abbruch bereits fest, doch gelang es 1975 dem Thurgauer Heimatschutz und einer engagierten Bürgerinitiative, das Schloss noch zu retten. Zwischen 1976 und 1984 wurde es vollständig restauriert, wobei die Bevölkerung tausende Stunden Fronarbeit leistete. Heute kümmert sich die Stiftung Schloss Roggwil um die Anlage, deren restaurierte Kapelle wieder ein beliebter Ort für (zivile) Hochzeiten geworden ist.