Das Bauerndorf Portein im Bündner Bezirk Hinterrhein liegt knapp 1200 Meter über Meer. Im Jahr 2001 war Portein mit nur 22 Einwohnern die kleinste politische Gemeinde der Schweiz; 2010 schloss sie sich der Gemeinde Cazis an.
Portein, das sich Ende des 13. Jahrhunderts in einem Verzeichnis des Bistums Chur erstmals eindeutig nachweisen lässt, war schon immer ein kleiner, aber besonderer Ort. Denn seine Bewohner waren frei und übten die niedere Gerichtsbarkeit selber aus. Die Sankt Gallus-Kirche von Portein tritt 1505 erstmals schriftlich in Erscheinung, und zwar als Pfarrkirche des gesamten Heinzenbergs außer Masein. Vor der Erhebung zur Pfarrei gehörte Portein kirchlich zu Sankt Johannes Baptista auf Hohenrätien, besaß aber offenbar schon im 15. Jahrhundert eine Messstiftung sowie das Begräbnisrecht. Zu Beginn der 16. Jahrhunderts wurde das Gotteshaus von Grund auf neu errichtet. Baumeister war wohl der in Thusis wohnhafte Andreas Bühler aus Gmünd in Kärnten, dem wir noch zahlreiche weitere Kirchen in Graubünden verdanken. Das Schiff war etwas über zwanzig Meter lang und von hoher baulicher Qualität.
Die Pfarrkirche Sankt Gallus in Portein, in der es auch einen Sankt Anna und Barbara-Altar gab, hatte im Jahr 1520 neben dem Pfarrer auch einen eigenen Kaplan. Patronatsherrin war die Äbtissin von Cazis. Über dieses Kanonissenstift, das schon im Frühmittelalter mit dem Kloster St.Gallen eine Gebetsverbrüderung eingegangen war, könnte das Galluspatrozinium nach Portein gefunden haben.
Der Unterhalt des Porteiner Gotteshauses war kostspielig, und nachdem auch andere Dörfer am Heinzenberg eine eigene Pfarrkirche erhalten hatten, verteilte sich der Aufwand auf immer weniger Gemeindemitglieder. Vom Kloster Cazis war keine Hilfe mehr zu erwarten; die Reformation hatte dessen Untergang herbeigeführt. Portein selber war zwischen 1530 und 1540 zur neuen Lehre übergetreten. Die Sankt Gallus-Kirche wurde vernachlässigt und war schon im 17. Jahrhundert stark baufällig. Um 1720 führten verheerende Rutschungen im Porteiner Tobel zum Ein- und Absturz eines großen Teils der Kirche. Der Turm donnerte um 1850 ins Tal. Während auf alten Fotos noch die Spitzbögen der gotischen Fenster zu sehen sind, sind heute von der einstigen Porteiner Sankt Gallus-Kirche nur noch wenige Mauerreste übrig.
Etwa zur gleichen Zeit, als die alte Kirche ins Tal stürzte, bauten die Porteiner ein neues Gotteshaus im Dorf. Ihr Baumaterial stammt wohl teilweise noch von der Sankt Gallus-Kirche; man versuchte zu retten, was noch zu retten war. Der Kirchturm wurde erst später angebaut, vielleicht um 1745. Die neue Kirche von Portein war einfach, fast ärmlich. Und doch ist sie ein eindrückliches Zeugnis für das Bedürfnis der Bergbevölkerung, eine eigene Kirche im Dorf zu haben.