Kuhbach liegt am Eingang zum Schuttertal und ist heute ein Stadtteil von Lahr/Schwarzwald. Am Ortsrand steht eine alte Galluskapelle, die in der Bevölkerung schlicht »ʼs alt Kirchle« genannt wird. Fast wäre das kleine Gotteshaus abgerissen worden, nachdem Kuhbach 1908 eine neue Kirche erhalten hatte.
Der Ortsname Kuhbach (Cuobach) wird in der Weiheurkunde der Burgheimer Pfarrkirche von 1035 erstmals schriftlich fassbar. Kubach gehörte damals zum Zehntbezirk der rund drei Kilometer entfernt gelegenen Burgheimer Kirche, die zu Ehren der Gottesmutter Maria und zum Andenken des Apostelfürsten Petrus und aller Heiligen geweiht wurde. In der Urkunde werden auch die Reliquien erwähnt, die in der Kirche niedergelegt wurden, darunter solche der Heiligen Gallus, Magnus und Otmar. Die Präsenz dieser drei ›St.Galler‹ Heiligen sowie die Tatsache, dass die erwähnte Weiheurkunde als Abschrift in der Stiftsbibliothek St.Gallen überliefert ist, könnte auf eine Verbindung zwischen Burgheim und dem Kloster St.Gallen hindeuten. Allerdings gibt es außer der Weihenotiz von 1035 keine weiteren Hinweise dafür.
Wir wissen auch nicht, ob zwischen den Gallusreliquien in der Pfarrkirche von Burgheim und dem Galluspatrozinium von deren Tochterkirche in Kuhbach ein Zusammenhang besteht. Die Gründungszeit der alten Kirche in Kuhbach liegt im Dunkeln. Immerhin konnte das Holz eines Fensterrahmens auf der Nordseite des Kirchleins auf die Zeit um 1250 datiert werden. Ob in Kuhbach schon früher ein Gotteshaus stand, ist ungewiss, jedenfalls konnten bisher keine Fundamente eines Vorgängerbaus nachgewiesen werden.
Im Mittelalter gehörte Kuhbach kirchlich zunächst zu Burgheim und seit 1492 zur Pfarrei der Lahrer Stiftskirche. 1567 verständigten sich die Gemeinherren von Lahr-Mahlberg (Markgraf Philibert von Baden und Graf Johann von Nassau-Saarbrücken) mit Quirin Gangolf von Hohengeroldseck darauf, dass in Kuhbach nicht mehr wie bis anhin an jedem Samstag eine Messe gelesen, sondern alle 14 Tage eine evangelische Predigt gehalten werden solle. 1634 wurde das inzwischen rekatholisierte Kuhbach der Pfarrei Seelbach zugeschlagen und seit 1840 bildete die Gemeinde zusammen mit Reichenbach eine Pfarrei, wobei die Pfarrkirche in Reichenbach stand. Im Jahr 1908, mit dem Bau der neuen Kirche Mariae Himmelfahrt (heute: »Mariae Heimsuchung«), wurde Kuhbach zur Kuratie und 1956 zur selbständigen Pfarrei erhoben.
Nach der Fertigstellung der neuen, geräumigen Kirche sollte die alte Kapelle 1909 abgebrochen werden. Die Gemeinde und der katholische Stiftungsrat hatten dazu bereits ihre Einwilligung gegeben, als sich Widerstand gegen den geplanten Abriss formierte. Das Bezirksamt Lahr verordnete deshalb einen einstweiligen Aufschub des Abbruchs, bis ein denkmalpflegerisches Gutachten vorliege. Der Konservator der öffentlichen Baudenkmale in Baden, Philipp Kircher (1846‒1921), machte in seinem Untersuchungsbericht vom 1. Mai 1909 klar, dass es sich bei der alten Kirche von Kuhbach um ein denkmalpflegerisch durchaus wertvolles und schützenswertes Objekt handelt. In der Kapelle waren bei der Untersuchung mittelalterlichen Fresken zum Vorschein gekommen, die nun mit einfachen Mitteln freigelegt und 1911 restauriert wurden.
Die Fresken wurden nach ihrer Freilegung fotografisch dokumentiert, allerdings waren sie teilweise schon so stark beschädigt, dass eine Interpretation schwerfiel. Joseph Sauer (1872‒1949), Konservator der kirchlichen Denkmäler in Baden, beschrieb die Funde zusammenfassend. Freigelegt wurden demnach an der Chorwand ein Bilderzyklus der zwölf Apostel in einer fortlaufenden Arkadengalerie, beschädigt, und darunter eine Draperie, die sich bis ins Langhaus verfolgen ließ. Die Apostelgalerie wurde seither mehrfach interpretierend restauriert; die durch Feuchtigkeit und Übermalungen angegriffene Draperie ist verloren gegangen. Auch das Kirchenschiff war im Mittelalter offenbar ausgemalt, allerdings konnten 1909 nur einige fragmentarische Reste aufgedeckt werden. Am Chorbogen gegen das Schiff hin war eine Bemalung in drei Zonen zu erkennen, zuunterst die Draperie, in der Mitte eine Kreuzigungsszene und oben in zwei Darstellungen links ein schwebender Engel und rechts die Fußspuren von zwei Gestalten.
Schon 1920 befand sich die ungenutzte Galluskapelle wieder in einem schlechten Zustand, so dass ein Umbau zu einer Kleinkinderschule in Erwägung gezogen wurde. In den 1960er-Jahren wurde die Nutzung als Leichenhalle diskutiert, bevor 1974 eine größere Restaurierung und die Versetzung der Kapelle in ihren heutigen Zustand erfolgte. Seither gilt wieder der heilige Gallus als Patron, nachdem das Gotteshaus in seiner langen Geschichte mehrfach das Patrozinium gewechselt hatte. Im 16. Jahrhundert, nach einer ersten, nur kurz andauernden Rekatholisierung von Kuhbach, erscheint Sankt Blasius als Patron, spätestens im 18. Jahrhundert der heilige Gallus und im 19. Jahrhundert, nach dem Einbau eines Marienaltars, die Mutter Gottes. Das vorreformatorische Patrozinium lässt sich nicht urkundlich belegen. Dass Sankt Gallus bereits der ursprüngliche Patron der Kuhbacher Kirche war, ist jedoch eine verbreitete Annahme