Die katholische Pfarrkirche von Kriessern im St.Galler Rheintal trägt heute das Patrozinium ›Maria Geburt‹. Schon seit dem Ende des 16. Jahrhunderts stand an ihrem Platz eine Marienkapelle. Diese wurde allerdings erst ab der Mitte des 17. Jahrhunderts regelmäßig betreut, und zwar vom Kaplan von Montlingen, der einmal in der Woche eine Heilige Messe in Kriessern las.
Im Jahr 1721 vergrößerten die Kriessener ihre Marienkapelle auf eine Innenlänge von knapp 15 und eine Breite von fünfeinhalb Metern. Elf Jahre später wandten sie sich an den St.Galler Fürstabt, mit der Bitte, Kriessern von der Mutterpfarrei Montlingen abzutrennen und dem Dorf, das damals 50 Haushalte mit insgesamt 300 Bewohnern umfasste, einen eigenen Pfarrer zu gewähren. Fürstabt Joseph von Rudolfi und sein Offizial Pater Bernhard Frank standen der Gründung einer neuen Pfarrei grundsätzlich positiv gegenüber. Zuerst galt es aber, die Bedenken der übrigen Montlinger Pfarrgenossen zu zerstreuen. Diese befürchteten nämlich, die Ablösung von Kriessern würde zu höheren Lasten für die verbleibenden Pfarreiangehörigen führen. Auch der Kaplan von Montlingen war gegen die Errichtung einer selbständigen Pfarrei, weil ihm dadurch die Einnahmen zu entgehen drohten, welche ihm bisher für den wöchentlichen Gottesdienst in Kriessern zustanden.
Die Kriessener versprachen, auch künftig einen Beitrag an die alte Mutterpfarrei Montlingen zu leisten. So ließ sich eine Einigung erzielen. Am 14. August 1734 wurde Kriessern zur selbständigen Pfarrei erhoben. Die alte Marienkapelle war als Pfarrkirche bald zu klein, weshalb 1766 der Vorarlberger Baumeister Ferdinand Beer mit dem Bau eines neuen, fast doppelt so großen Gotteshauses beauftragt wurde. Die Bevölkerung beteiligte sich tatkräftig an den Arbeiten. Sie half beim Abbruch der alten Kirche, hob die neuen Fundamente aus und lieferte das Baumaterial auf den Bauplatz. Die neue, barocke Pfarrkirche von Kriessern scheint von hoher baulicher Qualität gewesen zu sein. Jedenfalls waren während Jahrzehnten keine nennenswerten Ausbesserungen nötig. Nur die Empore musste 1841 vergrößert werden, nachdem die Gemeinde die Anschaffung einer neuen Orgel beschlossen hatte.
Die offizielle Weihe der barocken Pfarrkirche von Kriessern fand am 24. Juli 1777 durch den Konstanzer Weihbischof Johann Nepomuk August von Hornstein zu Hohenstoffen statt. Er weihte das Gotteshaus zu Ehren Mariä Geburt und des heiligen Abts Gallus (in Honorem B. V. Maria natae, et S. Galli Abbatis). Der Hochaltar war neben der Jungfrau Maria und dem heiligen Gallus auch noch dem heiligen Johannes Nepomuk geweiht. Das Kirchweihfest setzte der Weihbischof auf den Sonntag vor dem Fest des Erzengels Michael (29. September) an.
Sankt Gallus war also Mitpatron der 1766 begonnenen und 1777 geweihten Pfarrkirche von Kriessern! Sein Patrozinium ist jedoch wieder in Vergessenheit geraten. Heute wird nur noch der Titel Maria Geburt genannt. Auch ist die heutige Kriessener Kirche nicht mehr jene von 1766/77. Diese wurde zwischen 1896 und 1898 durch einen Neubau im neuromanischen Stil ersetzt und am 8. September 1898 – am Fest Maria Geburt – vom St.Galler Bischof Augustinus Egger geweiht.