Kappel (Lenzkirch)

Die heutige Pfarrkirche Sankt Gallus in Kappel (Lenzkirch) wurde im letzten Viertel des 17. Jahrhunderts neu errichtet. Über ihre Vorgängerbauten wissen wir nichts, doch dürfte bereits im 12. Jahrhundert eine erste Kirche entstanden sein. (2014)
Die Kappeler Galluskirche gilt als Kleinod des barocken Kirchenbaus im Hochschwarzwald. Charakteristisch ist ihr Zwiebelturm, der auf der Wetterseite (Westen) mit einem Schindelmantel geschützt ist. (2019)
Galluskirche von Kappel (Lenzkirch), Innenaufnahme
Nachdem der Innenraum des Gotteshauses im 19. Jahrhundert eine Entbarockisierung erfahren hatte, versuchte man später (2008) den barocken Charme des Schwarzwaldkirchleins wieder besser hervorzuheben. (2019)
Der im 19. Jahrhundert abgebrochene barocke Hochaltar trug ein Gemälde des heiligen Gallus, geschaffen vom Rottweiler Maler Johann Achert (1655–1730). Heute hängt das Bild an der südlichen Chorwand. (2014)
Die Figur des Kirchenpatrons Gallus lieferte der Oberammergauer Holzbildhauer Sebastian Zwink im Jahr 1873. Noch weitere Schnitzereien in der Kappeler Kirche stammen von diesem Künstler. Sankt Gallus trägt neben seinen üblichen Attributen einen Totenkopf, der ihn als weltabgewandten Asketen auszeichnen soll. (2019)

In Kappel im Hochschwarzwald wird 1275 erstmals eine Pfarrkirche erwähnt. Die Siedlungsgründung erfolgte wohl im 12. Jahrhundert. Der Ortsname – Kappel (1275: Capella) – weist auf die frühe Existenz eines Gotteshauses hin. Kirchenpatron von Kappel ist der heilige Gallus, was allgemein auf ein Wirken des Klosters St.Gallen zurückgeführt wird. Tatsächlich übte das Kloster schon im Frühmittalter größeren Einfluss im nahen Löffingen aus, und etwas später (um 1200) sind St.Galler Zehntrechte in Lenzkirch überliefert. Kappel selbst findet sich in den Urkunden des Stiftsarchivs St.Gallen nicht erwähnt; das Galluspatrozinium bildet den einzigen Hinweis auf ein mögliches Wirken des Gallusklosters im Ort.

Den 1275 bezeugten Status als eigenständige Pfarrei dürfte Kappel um 1200 erlangt haben. Ab 1430/50 wurde die Pfarrei von Mönchen des um 1360 von Heinrich von Blumenegg gegründeten Paulinerklosters Grünwald versehen. Zwei Jahre nach der Aufhebung dieses Klosters im Jahr 1803 wurde Kappel wieder eine eigenständige Pfarrei, wobei sie zuerst noch von einem ehemaligen Grünwalder Konventualen betreut wurde. Heute gehört die Pfarrgemeinde Kappel zur »Seelsorgeeinheit östlicher Hochschwarzwald«.

Über das mittelalterliche Kirchengebäude von Kappel wissen wir nur, dass es im Jahr 1681 »zu klein und ganz ruinös war«. Deshalb wurde mit dem Bau einer neuen, größeren Kirche begonnen. Die feierliche Konsekration durch den Konstanzer Weihbischof Konrad Ferdinand Geist von Wildegg (†1722) fand am 2. Mai 1695 statt; am gleichen Tag spendete er 600 Gläubigen die Firmung. Die Inneneinrichtung der Kirche zog sich noch einige Jahre hin. 1702 war der sechssäulige barocke Hochaltar vollendet. Er trug als Hauptbild eine Gallusdarstellung des Rottweiler Malers Johann Achert (um 1655–1730). Der barocke Altaraufbau ist bei späteren Umgestaltungen der Kirche verloren gegangen. Das Gemälde des heiligen Gallus lag fast hundert Jahre auf dem Dachboden der Kirche, wurde in den 1960er Jahren restauriert und ist heute an der südlichen Chorwand wieder aufgehängt.

1873 begann mit dem Beschluss zur Umgestaltung des Hochaltars die teilweise Entbarockisierung der Kappeler Galluskirche. Bei einer Renovierung im Jahr 1903 erhielt die Kirche eine kräftige Ausmalung, die 1963 aber wieder rückgängig gemacht wurde. Eine Umgestaltung des Kirchenraums im Jahr 2008 bemühte sich sodann, dem Gotteshaus seinen ländlich-barocken Charakter zurückzugeben und gleichzeitig den heutigen liturgischen Bedürfnissen zu genügen. Die Kirche erhielt wieder einen barocken Hochaltar (aus der Pfarrkirche Sankt Georgen/Freiburg), einen neuen, modernen Zelebrationsaltar, einen Ambo sowie ein Taufbecken.


Panorama
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Literatur

Catalogus personarum ecclesiasticarum et locorum dioecesis Constantiensis, Konstanz 1755.

Catalogus personarum ecclesiasticarum et locorum dioecesis Constantiensis, Konstanz 1769.

Erhart, Peter; Kuratli Hüeblin, Jakob; Oberholzer, Paul, 1400xGallus, St.Gallen 2012.

Erzbischöfliches Ordinariat Freiburg (Hg.), Realschematismus der Erzdiözese Freiburg i. Br., Freiburg i. Br. 2001.

Haid, Wendelin, Liber decimationis cleri Constanciensis pro Papa de anno 1275, in: Freiburger Diözesanarchiv 1 (1865), S. 1–303.

Hermann, Manfred, Kappel Schwarzwald, Pfarrkirche St.Gallus in Kappel (Schwarzwald), München/Zürich 1983 (Schnell, Kunstführer Nr. 1367 1367).

Oechsler, Hermann, Die Kirchenpatrone in der Erzdiözese Freiburg, in: Freiburger Diözesanarchiv 35 = NF 8 (1907), S. 162–217.

Pechloff, Ursula, Kappel. Pfarrkirche St.Gallus, Passau 2010 (Peda-Kunstführer 790/2010).

Sauer, Joseph, Nachwort zur Liste der Kirchenpatrone der Erzdiözese Freiburg, in: Freiburger Diözesanarchiv 35, NF 8 (1907), S. 218–238.

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Stand: Dezember 2017

Gottesdienste
Die Kirche Sankt Gallus in Kappel gehört zur Seelsorgeeinheit östlicher Hochschwarzwald. Nähere Informationen zu den Gottesdiensten finden Sie im jeweils aktuellen Pfarrblatt auf der Website der Seelsorgeeinheit östlicher Hochschwarzwald.