Zwischen Obernai und Bischoffsheim im Elsass existierte einst das Dorf Ingmarsheim. Güter im Ort gehörten vielleicht schon zur Gründungsausstattung des 774 von Abt Fulrad von Saint-Denis († 784) gestifteten Klosters Lièpvre/Leberau, das hier auch einen Dinghof gehabt haben soll. Im 12. Jahrhundert wird Ingmarsheim urkundlich als Pfarrei fassbar. Wie lange diese damals schon bestand und wann die erste Kirche im Ort errichtet wurde, wissen wir aber nicht. Im Spätmittelalter (1440) erfahren wir dann auch das Patrozinium der Ingmarsheimer Pfarrkirche. Sie war dem heiligen Gallus geweiht. In der Forschung wird die Wahl des Galluspatroziniums dem Kloster Leberau zugeschrieben.
Für Ingmarsheim und insbesondere seine Sankt Gallus-Kirche war allerdings noch ein zweites Kloster von großer Bedeutung, nämlich Hohenbourg/Hohenburg auf dem Mont Sainte-Odile/Odilienberg. Das bereits im 7. Jahrhundert gegründete Frauenkloster, das sich zunächst an den Regeln des heiligen Benedikt sowie des heiligen Columban orientierte, besaß ebenfalls Güter und einen Dinghof in Ingmarsheim. Darüber hinaus hatte Hohenburg das Patronatsrecht der Ingmarsheimer Pfarrkirche inne.
Im Jahr 1472 wurde die Pfarrei Ingmarsheim dem Kloster Hohenburg inkorporiert. Das Dorf Ingmarsheim existierte damals allerdings bereits nicht mehr. Seine Einwohner waren in die benachbarte Stadt Oberehnheim (Obernai) abgewandert. Um die Mitte des 15. Jahrhunderts dürften die letzten Bewohner Ingmarsheim verlassen haben, wohl nicht zuletzt um hinter den Stadtmauern Schutz vor den marodierenden Armagnaken zu finden. Die Stadt benutzte den Kirchturm von Ingmarsheim als Wachtposten, weshalb sie vom Straßburger Bischof zurechtgewiesen wurde. 1466 wurde das ehemalige Ingmarsheim definitiv dem Territorium der Stadt Oberehnheim einverleibt.
Die Pfarrei Ingmarsheim blieb zunächst weiterhin bestehen. Als sie 1472 dem Kloster Hohenburg inkorporiert wurde, amtete Laurent Koch als Pfarrherr (rector ecclesiae). Dieser hatte nun zugunsten des Klosters auf sämtliche Einnahmen aus der Pfarrpfründe zu verzichten und erhielt fortan vom Kloster einen ›Jahreslohn‹ von fünfzig Florin. Koch versah die Pfarrei noch bis in sein Todesjahr 1483.
Vielleicht weil sich das Kloster Hohenburg den Pfarrerslohn sparen wollte, ließ es die Pfarrei nach Kochs Tod ein halbes Jahr unbesetzt. Da griff der Bischof von Straßburg ein und ernannte selber einen Priester für Ingmarsheim. Gleichzeitig beanspruchte er für dessen erstes Dienstjahr die Einnahmen der Pfarrpfründe für sich, weshalb ein bis 1497 andauernder Streit zwischen Bistum und Kloster entstand. Knapp fünfzig Jahre später entbrannte erneut ein Zwist um die Einsetzung eines Pfarrers von Ingmarsheim. Dieser Streit ›löste‹ sich für Hohenburg insofern, als das Kloster 1546 niederbrannte und in der Folge vorübergehend aufgegeben wurde.
Das Ende des Klosters Hohenburg bedeutete auch das Ende der Pfarrei Ingmarsheim. Sie bekam nie mehr einen eigenen Priester. Nach dem Dreißigjährigen Krieg begann die Kirche zu zerfallen; über dem verödeten Friedhof wurde ein Weinberg angelegt. Noch bis ins 19. Jahrhundert waren Reste der Kirchhofmauer zu erkennen. Heute erinnern nur noch Flurnamen an das ehemalige Dorf und die Pfarrei Ingmarsheim: ›Immerschen‹, ›Großes Immerschenfeld‹, ›Kleines Immerschenfeld‹, ›Immerschenrain‹ und ›Ingmarsheimerberg‹ bzw. früher: ›Ingmarsheimerholz‹.