Gols

Der Ortsname Gols (ungarisch: Gálos) könnte auf den heiligen Gallus zurückgehen. (2015)
Die um das Jahr 1200 errichtete Kirche von Gols hatte einstmals vielleicht Sankt Gallus zum Patron. Dies könnte die Ortsbezeichnung villa Galus erklären. (2015)
Heute ist die katholische Pfarrkirche von Gols Jakobus dem Älteren geweiht. Es ist allerdings gut denkbar, dass während der bewegten Kirchengeschichte des Orts ein Patrozinienwechsel stattgefunden hat. (2015)
Spätestens seit 1583 amteten evangelische Pfarrer an der Golser Kirche. Obwohl diese im Zuge der katholischen Restauration 1673 wieder an die Katholiken zurückfiel, blieb Gols ein überwiegend lutherischer Ort. (2015)
Nachdem die Evangelischen schon 1783/84 eine neue Kirche errichtet hatten, erbauten sie 1819/1888 das heute noch bestehende Gotteshaus. (2015)
Die alte Kirche von Gols ist von einer Wehrmauer umgeben. Im 16. und 17. Jahrhundert wurde der Ort mehrfach von Kriegen, im 18. und 19. Jahrhundert von Brandkatastrophen heimgesucht. (2015)

In Gols im österreichischen Burgenland haben schon die Römer Weinbau betrieben. Im 13. Jahrhundert, als die Rebfläche stark erweitert wurde, setzt auch die schriftliche Überlieferung ein. Gols wird 1217 erstmals erwähnt, und zwar in einer Schenkungsurkunde von König Andreas II. für das Stift Heiligenkreuz. Im lateinischen Urkundentext wird die Ortschaft als villa Galus iuxta Fertew lacum bezeichnet, was wir mit ›Dorf Gallus beim Neusiedlersee‹ übersetzen könnten. In der ungarischen Namensform Gálos ist diese ursprüngliche Ortsbezeichnung auch heute noch gut nachvollziehbar. Nicht mehr genau nachvollziehen lässt sich allerdings, wie der Ort zu diesem Namen kam.

Eine Interpretation geht davon aus, dass der Ortsname auf die Missionstätigkeit des Klosters St.Gallen zurückzuführen sei. Demnach wäre der St.Galler Mönch Prunwart, der nach 972 im Auftrag Ottos des Großen in Ungarn missionierte, als Urheber einer Sankt Gallus-Kirche anzusehen, die der Ortschaft ihren Namen gab. Das könnte immerhin möglich sein, denn auch im benachbarten Neusiedl am See gibt es eine Sankt Gallus-Kirche, die ihren Ursprung auf Prunwart von St.Gallen zurückführt.

Im Gegensatz zu Neusiedl am See, wo Sankt Gallus bis heute (Mit-)Patron der Pfarrkirche geblieben ist, hat das Golser Gotteshaus kein Galluspatrozinium mehr. Kirchenheiliger der katholischen Kirche von Gols ist Jakobus der Ältere. Dabei könnte es sich allerdings um ein erst später eingeführtes Patrozinium handeln; ein Patrozinienwechsel ist mit Blick auf die bewegte Geschichte von Gols durchaus denkbar.

Die ältesten Bauteile der heutigen Sankt Jakobus-Kirche lassen sich in die Zeit um die Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert datieren. 1482 wird erstmals ein Pfarrer von Gols erwähnt. Die Pfarrei könnte allerdings erheblich älter sein, insbesondere wenn die These der Missionsgründung durch Prunwart von St.Gallen zutrifft. Um die Mitte des 16. Jahrhunderts übernahm die überwiegende Mehrheit der Dorfbevölkerung das lutherische Bekenntnis: Spätestens seit 1583 amteten in Gols evangelische Pfarrer. 1673 mussten die Evangelischen den Katholiken die Kirche im Zuge der katholischen Restauration wieder zurückgeben. Doch obwohl Fürst Paul I. Esterházy die Rekatholisierung zu Beginn des 18. Jahrhunderts noch forcierte, blieb Gols mehrheitlich beim evangelischen Glauben. Die evangelische Bevölkerung nahm sogar noch zu, weil viele Protestanten aus umliegenden, ebenfalls rekatholisierten Herrschaften nach Gols zogen. Das Toleranzpatent Kaiser Josephs II. sollte die Diskriminierung der evangelischen Bevölkerung(smehrheit) von Gols dann beenden. Die 1783 konstituierte Gemeinde nahm sogleich den Bau einer neuen Kirche in Angriff.


Literatur

Bundesdenkmalamt (Hg.), Österreichische Kunsttopographie. Band LIX, Die Kunstdenkmäler des politischen Bezirkes Neusiedl am See, Bearbeitet von Henny Leibhart-Ulm, Horn 2012.

Burgenländische Landesregierung (Hg.), Allgemeine Landestopographie des Burgenlandes, Eisenstadt 1954.

Homma, Josef Karl, Erläuterungen zum Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer. 2. Abteilung: Die Kirchen- und Grafschaftskarte. 3. Teil Burgenland, Wien 1951.

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Stand: Dezember 2017