Gallwiller/Gallweiler ist ein abgegangener Ort im Elsass. Sein einstiger Bannbezirk ist im 18. Jahrhundert im Gemeindegebiet von Epfig aufgegangen. Die Schweden sollen Gallweiler schon im Dreißigjährigen Krieg verheert haben, doch scheint der Ort erst in den Wirren des Spanischen Erbfolgekriegs definitiv untergegangen zu sein. Im Jahr 1660 zählte der Pfarrer von Epfig in Gallweiler immerhin noch dreißig Kommunikanten. Doch schon 1710 lesen wir in Franz Ruprecht von Ichtersheims ›Elsässischer Topographie‹ (S. 47): Kohlenweiller / auf dem Platz / allwo dieses Dorff gestanden / liegt dermahls nur eine alte Capell / weilen die Jnnwohner darvon nacher Epffig migriret / und allda das untere Dorff aufgebauet haben.
Die alte Kapelle von Gallweiler/Gallwiller war dem heiligen Gallus geweiht. Sein Patrozinium wird zwar erst 1666 erstmals ausdrücklich erwähnt, doch legt der Ortsname Gallweiler nahe, dass Sankt Gallus hier schon eine lange Tradition hatte und dem Dorf wohl sogar seinen Namen gab. Dorf und Kirche (ohne Patrozinium) werden schon im 13. Jahrhundert fassbar; im 14. Jahrhundert ist von einem Markt am Gallustag die Rede. Im Mittelalter war Gallweiler vielleicht noch eine eigene Pfarrei, 1666 eine Filiale von Epfig. Das Patronatsrecht war von alters her ein Lehen der Bischöfe von Straßburg, die in Gallweiler auch die wichtigsten Grundherren waren.
In den bischöflichen Visitationsprotokollen erfahren wir, dass in Gallweiler im Jahr 1760 neben der Kapelle nur noch ein Meierhof sowie das Häuschen eines »Waldbruders« und Sakristans standen. Trotzdem hatte die Sankt Gallus-Kapelle noch bis zum Ende des 18. Jahrhunderts eine Pfründe. Ihr Benefiziat – in der Regel der Pfarrer von Epfig – war dazu verpflichtet, in Gallweiler jährlich zwölf Messen zu lesen und die Kirche zu unterhalten.
Dann kam die Revolution, zog Kirchengüter und Pfründen ein und verkaufte sie als Nationalgut. Die Sankt Gallus-Kapelle von Gallweiler/Gallwiller wurde in ein Forsthaus umfunktioniert und 1837 abgebrochen. Noch lange erinnerte ein Feldkreuz an ihren einstigen Standort. 2016 habe ich dieses Kreuz allerdings nicht mehr gefunden. Die Sankt Gallus-Statue hingegen, die sich ehemals in der Kapelle von Gallweiler befunden haben soll, steht bis heute in der Pfarrkirche von Epfig, wo einst auch die Bewohner von Gallweiler eine neue Heimat fanden.