Das Dorf Böckten im Baselbieter Ergolztal gehörte kirchlich seit jeher zu Sissach. Im Mittelalter existierte im Ort aber eine Kapelle, und diese war Sankt Gallus geweiht. Im Zuge der Reformation, der sich Sissach und Böckten 1529 anschlossen, dürfte das kleine Gotteshaus in Abgang gekommen sein.
Von der längst verschwundenen Böckter Sankt Gallus-Kapelle wissen wir nur dank dem Jahrzeitbuch von Sissach, das um das Jahr 1500 angelegt wurde. Zum 16. Oktober, dem Fest des heiligen Gallus, ist darin vermerkt: Ista die erit patrocinium in Betken. Demnach wurde in der Böckter Kapelle am Gallustag das Patroziniumsfest gefeiert. Ein zweites Patrozinium ist für den Festtag der Auffindung des Heiligen Kreuzes überliefert: Jeweils am 3. Mai zogen die Sissacher mit ihren Reliquien nach Böckten und feierten dort – wahrscheinlich an einem eigenen Heiligkreuz-Altar – einen Gottesdienst.
Schriftliche Aufzeichnungen verraten uns auch den ungefähren Standort der einstigen Sankt Gallus-Kapelle, die in der Regel einfach als Kilchen bezeichnet wurde. Sie stand in der Nähe der alten Landstraße am Brüel. Ob der heutige Flurname Gellenrain (in älteren Aufzeichnungen auch Göllenrain) womöglich von Gallenrain herkommen und damit auf altes Stiftungsgut der Böckter Sankt Gallus-Kapelle hinweisen könnte, wird von der Flurnamenforschung nicht in Erwägung gezogen. Auch der in den Quellen erwähnte Gellen/Gollen brunnen wird nicht auf einen allfälligen Gallenbrunnen zurückgeführt. In einer Aufzeichnung von 1702 wird im Böckter Bann allerdings die Flur Gallenreinboden erwähnt, was vielleicht dennoch darauf hinweisen könnte, dass sich die Erinnerung an die einstige Sankt Gallus-Kapelle von Böckten in den Flurnamen erhalten hat.