Die Galluspforte am nördlichen Querhaus des Basler Münsters gilt als das älteste romanische Figurenportal im deutschsprachigen Raum. Die Datierung ist nicht gesichert, doch wird allgemein von einer Errichtung im letzten Viertel des 12. Jahrhunderts ausgegangen. Ihren Namen verdankt die Galluspforte der Sankt Gallus-Kapelle, in die man durch sie einst gelangte. Ein Gallusaltar im Basler Münster wird 1272 erstmals erwähnt. Die guten Beziehungen des Bistums Basel zum Kloster St.Gallen, die die Patrozinienwahl begründet haben könnten, reichen freilich bis ins Frühmittelalter zurück. St.Gallen und Basel pflegten schon im 9. Jahrhundert eine Gebetsverbrüderung.
Die Galluskapelle im Basler Münster existiert nicht mehr. 1528/29 wurde Basel reformiert. Die Messe wurde abgeschafft, die Altäre zerschlagen, die kirchliche Kunst zerstört. Es grenzt fast an ein Wunder, dass die Skulpturen der Galluspforte erhalten geblieben sind, denn der Balser Bildersturm gilt als einer der radikalsten überhaupt. Schockiert und angewidert berichtete der Humanist Erasmus von Rotterdam, der die Zerstörungswut als Augenzeuge miterleben musste, seinem Nürnberger Freund Willibald Pirckheimer: »Von Bildwerken ist nichts übriggeblieben. Weder in den Kirchen, noch in den Vorhöfen, noch in den Kreuzgängen, noch in den Klöstern.«
Heute erinnert nur noch der Name der ›Galluspforte‹ an die längst verschwundene Sankt Gallus-Kapelle im Basler Münster. Das Portal wurde bereits im Mittelalter als Porta S. Galli bzw. Ostium S. Galli bezeichnet, und auch nach der Reformation hat die Galluspforte bzw. Gallenpforte ihren Namen im Volksmund behalten. Nur besonders eifrige Protestanten vermieden den Heiligennamen, wie jener Münsterpfleger, der 1592 in seinem Bericht über den baulichen Zustand der Kirche bloß von der großen Nebenthüren gegen den Linden hinus sprach.