Sankt Gallus gehörte zu den zwölf Gefährten des heiligen Columban, die irgendwann zwischen 575 und 590 die Peregriatio pro Christo antraten. In Jonas von Bobbios Lebensbeschreibung des heiligen Columban erfahren wir nur wenig darüber, wie die Mönchsgruppe vom Kloster Bangor aufbrach und auf den europäischen Kontinent übersetzte. Die Gallusbiographen (Walahfrid, 1,2; Wetti 1,2) nutzten als Quelle den Bericht des Jonas und geben deshalb kaum zusätzliche Informationen.
Von Bangor segelten die Mönche zunächst in die Bretagne. Wo genau sie an Land gingen und wie lange sie hier verweilten, ist unsicher. Während ihrem Aufenthalt in der Bretagne planten sie »unschlüssig und ängstlich« ihre Weiterreise nach Gallien. Denn während sie sich in der Bretagne immer noch im keltischen Kulturkreis aufhielten, sollte ihre Pilgerfahrt nun wirklich in die Fremde führen, nämlich ins Frankenreich.
Gemäß dem Bericht des Jonas zogen Columban und seine Gefährten zu Sigibert (I.), der die Königreiche Austrasien und Burgund beherrschte. Dies kann jedoch aus chronologischen Gründen nicht stimmen. Sigibert war bei der Ankunft der irischen Mönche in Gallien schon fast zwanzig Jahre tot. Wahrscheinlich zog Columban vielmehr zum Burgunderkönig Guntram I. († 592) nach Orléans bzw. Chalon-sur-Saône. Die ungefähre Reiseroute der Mönche können wir nur indirekt erschließen: Als Columbans Mönchsgruppe um 610 wieder aus dem Königreich Burgund vertrieben wurde, sollte sie auf dem gleichen Weg fortziehen, auf dem sie hergekommen war (Jonas 1,20). Da Columban und seine Gefährten über das Loiretal ausgeschafft wurden, sind sie wohl auch auf diesem Weg zu Guntram gelangt.
Der König bat Columban, sich mit seinen Gefährten in Gallien niederzulassen. Guntram I. war ein großer Förderer des Mönchtums, weshalb er nach seinem Tod sogar als Heiliger verehrt wurde. Er versprach, für Columban und seine Brüder zu sorgen. Dies widersprach jedoch dem asketischen Ideal Columbans, der Peregrinatio pro Christo. Und so ließ er sich zwar im Königreich Burgund nieder, suchte jedoch eine einigermaßen wilde, abgelegene Gegend, um mit seinen Begleitern sesshaft zu werden. In Annegray in den Vogesen gründete Columban sein erstes Kloster in Gallien. Im Umkreis von wenigen Kilometern kamen bald zwei weitere Gründungen dazu. Zwanzig Jahre lang wirkte Columban in Annegray, Luxeuil und Fontaine. Sankt Gallus war während dieser ganzen Zeit ein Begleiter Columbans.