Um das Jahr 610 wurde der heilige Columban aus dem Königreich Burgund und damit von seinen Klostergründungen Annegray, Luxeuil und Fontaine vertrieben. Als Grund gibt der Columban-Biograph Jonas von Bobbio eine Intrige Brunichildes, der Großmutter des Burgunderkönigs Theuderich an. Doch auch Differenzen Columbans mit den lokalen Bischöfen dürften eine Rolle gespielt haben. Columban sollte dahin zurückkehren, wo er hergekommen war: nach Irland. Begleiten durften ihn grundsätzlich nur jene Gefährten, die ihm aus Irland und der Bretagne nach Gallien gefolgt waren. Unter ihnen befand sich wohl auch der heilige Gallus.
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Die Ausschaffung der columbanischen Mönchsgruppe aus Burgund erfolgte unter strengen Sicherheitsvorkehrungen, angeleitet von einem gewissen Ragamundus. Jonas von Bobbio unterrichtet uns recht gut über den Weg, auf dem die Mönche in ihre Heimat zurückgeschickt werden sollten. Dieser führte von Luxeuil zunächst nach Besançon und von dort über Autun nach Avallon. Wahrscheinlich nutzte die Reisegruppe auf diesem ersten Streckenabschnitt das noch bestehende römische Straßennetz, das Besançon (Vesontio) über Dole (Crvsinie), Pontoux (Ponte Dvbris), Chalon-sur-Saône (Cabillione), Autun (Augustodunum) und Saulieu (Sidoteco) mit Avallon (Aballo) verband. Von Avallon zogen die Verbannten weiter an den Fluss Cure, wahrscheinlich um auf dem Wasserweg (Cure, Yonne) nach Auxerre zu gelangen. Von hier aus ging die Reise nach Nevers und dann per Schiff auf der Loire nach Orléans, Tours und schließlich nach Nantes, wo die Gruppe ein Handelsschiff Richtung Irland bestieg.
Allerdings brachte dieses Handelsschiff die Verbannten nicht bis nach Irland. Gewaltige Wogen hätten das Schiff zurück an die Küste gespült, so berichtet Jonas von Bobbio, und dort drei Tage auf Grund liegen lassen. Erst nachdem Columban und seine Jünger das Schiff samt Gepäck verlassen hätten, sei die Flut zurückgekehrt, und das Schiff konnte in See stechen. Columban erkannte darin Gottes Wille, nicht in die irische Heimat zurückzukehren. Er blieb auf dem europäischen Festland. Kein Mensch habe ihn fortan an seinem Weg gehindert, so versichert uns Jonas.
Das ist durchaus glaubhaft. Denn die Wächter, die Columbans Ausschaffung begleiteten, hatten ihren Auftrag in Nantes, an der Grenze von Theuderichs Einflussgebiet, erledigt. Selbst ohne göttliches Eingreifen war es den Mönchen wohl problemlos möglich, das Handelsschiff an der bretonischen Küste wieder zu verlassen. In der Bretagne, wo sich Columban schon zu Beginn seiner Peregrinatio pro Christo um das Jahr 590 eine Zeitlang aufgehalten hatte und wo sich ihm auch einige Männer angeschlossen hatten, hatte die Mönchsgruppe nichts zu befürchten. So wurde die Bretagne, zwei Jahrzehnte nach Columbans erstem Aufenthalt, erneut zum Ausgangspunkt einer langen Reiseetappe durch den europäischen Kontinent. Diesmal führte der Weg die Mönche an den Bodensee.