Armarium Sancti Galli

Schon in der Mönchssiedlung des heiligen Gallus im Arboner Forst, wo sich später das Kloster St.Gallen entwickeln sollte, dürfte es ein ›Archiv‹ gegeben haben. Die Gallusviten (Walahfrid 1,28; Wetti 1,21) berichten übereinstimmend, König Sigibert habe Gallus eine Urkunde ausgestellt, in der er das Grundstück für den Bau einer Zelle zur Verfügung gestellt und diese in seinen Schutz genommen habe. Diese Urkunde und allfällige weitere Rechtsdokumente wurden in der bescheidenen Mönchssiedlung des 7. Jahrhunderts freilich noch nicht in einem separaten Archivraum aufbewahrt, sondern im so genannten ›Armarium‹, einem fest gezimmerten Schrank, der auch zur Aufbewahrung von liturgischen Geräten, Büchern und anderen kostbaren Gegenständen diente.

Was genau in der ›Schatztruhe des heiligen Gallus‹ aufbewahrt wurde, wissen wir nicht. Die Sigibert-Urkunde ist nicht überliefert, ja sie scheint bereits zur Abfassungszeit der Gallusviten nicht mehr existiert zu haben. Sie ging wohl um das Jahr 680 verloren, als Truppen des Grafen Otwin die Galluszelle plünderten (Walahfrid 2,1; Wetti 2,35). Der Raubzug galt wohl insbesondere dem St.Galler Armarium, wobei neben der Sigibert-Urkunde auch die darin aufbewahrten liturgischen Geräte sowie die ›Bibliothek‹ aus der Zeit des heiligen Gallus verloren gingen.