Sagenhaftes San Gallo (Strassoldo)

Der Sage nach ›wehrte‹ sich die Sankt Gallus-Kirche noch lange dagegen, in Vergessenheit zu geraten. Trotzdem ist sie heute völlig verschwunden.

Diebe wollten die silberne Glocke der Sankt-Galluskirche stehlen. Als sie sie schon abgehängt hatten, entriss ihnen eine unsichtbare Kraft die Glocke und ließ sie im Boden versinken, wo man sie in finsteren Leermondnächten manchnal läuten hörte.

Nach dem Einsturz der Kapelle durchstöberten nachts einige Schatzgräber die Ruinen und stocherten im Boden herum, in der Hoffnung, etwas Wertvolles zu finden. Da tauchten viele kleine Flammen auf, die von Stein zu Stein, von Ziegel zu Ziegel sprangen. Es waren die Seelen der Eremiten von San Gallo, deren Totenruhe die Übeltäter störten.

Das Fenster, das die Kapelle mit der Eremitage bzw. mit dem Konvent von San Gallo verband, wurde von der Bevölkerung auch noch geschätzt, nachdem es der Vertreter des Patriarchen von Aquileia hatte zumauern lassen. Denn vor diesem Fenster wachten die (heiligen) Mönche oder Eremiten oft im nächtlichen Gebet.

Sogleich nach dem Einsturz des Daches spross aus den Ruinen der Sankt-Galluskirche ein Zürgelbaum, der innert kürzester Zeit sehr groß wurde. Ein Bauer aus der Umgebung schlug und verkaufte den Baum. Dieser Frevel brachte ihm und seiner Familie sehr viel Unglück ein, denn der Baum war von Sankt Gallus gepflanzt worden und deshalb heilig.

Über dem Friedhof, der auf der Südseite der Apsis lag und auf dem die Mönche oder Eremiten von San Gallo beerdigt waren, war es nicht möglich, Bäume oder Gemüse anzupflanzen. Über dem alten Konvent bzw. der Einsiedelei konnten keine Kühe geweidet und keine Seidenraupen gezüchtet werden. Die Tiere verendeten.