Gola di Lago

In die Sankt Gallus-Kapelle von Gola di Lago im Schweizer Kanton Tessin ist die denkwürdige Jahreszahl 1939 eingemeißelt. (2015)
Die massive Steinkapelle wurde zu Beginn des Zweiten Weltkriegs vom Schweizer Militär ausgebaut. Sie diente als Unterstand für die Soldaten, welche das Festungsgebiet Gola di Lago bewachten. (2015)
Eine Inschrift hält fest, dass die Kapelle dem heiligen Gallus, dem »Apostel der Schweizer«, gewidmet ist. (2015)
Nicht weit von der Sankt Gallus-Kapelle befand sich der Infanteriebunker Cappella di Lago. Die Kapelle diente dessen Bewachern als Schilderhaus. (2015)
Die landschaftlich reizvolle Gegend und die schöne Aussicht machen Gola di Lago heute zu einem beliebten Wandergebiet. Die einstige militärische Bedeutung ist nach wie vor deutlich. Noch heute warnen Hinweistafeln vor Blindgängern. (2015)
Früher führte ein möglicher Weg von Bellinzona nach Lugano (Gotthard-/Lukmanierroute) über Gola di Lago. Die Sankt Gallus-Kapelle lag damit an einer wichtigen Nord-Süd-Achse.  (2015)
Im Innern ziert heute ein einfaches Bronzerelief der Jungfrau Maria die Sankt Gallus-Kapelle von Gola di Lago. (2015)

Bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs errichtete das Schweizer Militär im Kanton Tessin einen starken Verteidigungsgürtel, der einen Truppeneinmarsch von Italien her verunmöglichen sollte. Die Abwehrlinie reichte von Ponte Brolla über Indemini, Mezzovico und Gola di Lago bis nach Gandria am Luganersee.

Im Gebiet von Gola di Lago, von wo aus man die Verkehrswege im Luganese beherrschte, wurden drei Infanteriewerke errichtet: Das Doppelwerk Cima di Lago 1 & 2, der Infanteriebunker Davrosio mit einem gepanzerten Beobachtungsposten sowie der Bunker Cappella di Lago, wo eine Infanteriekanone und zwei Maschinengewehre stationiert wurden. Zum Schutz dieses strategisch bedeutsamen Festungskomplexes wurden verschiedene Maßnahmen ergriffen. Nahe des Bunkers Cappella di Lago war beispielsweise eine Wache stationiert, für die man einen einfachen Unterstand, ein steinernes Schilderhaus, bereitstellte.

Dieses Schilderhaus war zugleich eine Kapelle, eine Sankt Gallus-Kapelle. Sie bestand bereits vor Ausbruch des Kriegs, war aber offenbar verfallen. Eine in italienischer Sprache verfasste Inschrift am Torbogen lautet übersetzt ungefähr so: »Diese Kapelle war einst dem heiligen Gallus geweiht, dem Apostel des helvetischen Volkes. Mehrfach zerstört, wurde sie durch die Zuwendungen Vieler im Jahre des Herrn 1938 wiedererrichtet.« Das Alter der ursprünglichen Sankt Gallus-Kapelle von Gola di Lago ist unbekannt. Direkt an einer alten Verbindungstrasse zwischen Bellinzona und Lugano errichtet, könnte sie freilich schon lange vor dem Zweiten Weltkrieg eine Rolle als Weg- oder gar Hospizkapelle gespielt haben. Heute führen über Gola di Lago die Fernwanderrouten ViaGottardo bzw. der Trans Swiss Trail.

Die doppelte Nutzung der Sankt Gallus-Kapelle zeigt sich in ihrem Innern. Unter einem Bronzerelief der Gottesmutter lädt eine steinerne Sitzbank zum Ausruhen, und eine kleine Feuerstelle neben dem Eingang verspricht etwas Wärme. Auf dem Giebel des Steindachs steht ein eisernes Kreuz. Die Soldaten, die im Zweiten Weltkrieg hier ihren Wachdienst verrichteten, haben wohl eine spezielle Verbindung zum heiligen Gallus aufgebaut.


Panorama
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Literatur

Kapelle, zugleich Schilderhaus, in: Tessiner Zeitung (6. Juni 2014).

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Stand: Dezember 2017