Aus der Gründungszeit der Dielsdorfer Kirche sind nur spärliche Informationen überliefert. Eine einzige Urkunde aus dem frühmittelalterlichen Urkundenbestand des Stiftsarchivs St.Gallen berichtet über diesen Ort. Ihr Inhalt lässt vermuten, dass Dielsdorf eine gewisse Bedeutung als klösterliches Wirtschafts- und Verwaltungszentrum im Zürcher Unterland hatte. Denn am 18. Juni 861, dem Ausstellungstag der Urkunde, war nicht nur der St.Galler Abt Grimald persönlich in Dielsdorf anwesend, sondern auch der Klostervogt Ruadpert sowie zahlreiche ranghohe Mönche. Die hochkarätige St.Galler Delegation regelte die klösterlichen Geschäfte in der Region und demonstrierte mit ihrer Präsenz vor Ort den St.Galler Rechts- und Herrschaftsanspruch im Zürcher Unterland.
In der erwähnten Urkunde von 861 bestätigte das Kloster St.Gallen die Rückverleihung von Gütern, die ein gewisser Ratbert ihm zuvor übertragen hatte. Ratbert verpflichtete sich, für die Weiternutzung dieser (in Steinmaur gelegenen) Güter einen jährlichen Zins von zwei Denaren zu entrichten. Die Zahlung erfolgte allerdings nicht nach St.Gallen, sondern ausdrücklich an die Kirche (Basilica) von Dielsdorf. Ratbert leistete damit einen Beitrag an den Unterhalt und die seelsorgerische Versorgung dieser Kirche, die wohl vom Kloster selber errichtet und unter das Patronat des heiligen Gallus gestellt worden war. Das Kloster übernahm – mit Hilfe frommer Zuwendungen wie jener von Ratpert – die Verantwortung für den Aufbau und die Betreuung der Pfarrei Dielsdorf und sicherte sich dadurch wohl auch eine gewisse Gunst und Dankbarkeit in der Bevölkerung.
Das Kloster St.Gallen war bis im Spätmittelalter der wichtigste Grundherr in Dielsdorf und besaß hier einen Kelnhof. Das Patronatsrecht der Pfarrkirche hatte es bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts inne. Erst nach der Reformation, um das Jahr 1550, gelang es dem Rat von Zürich, dieses zu übernehmen. Seit der Reformation hat die Dielsdorfer Kirche keinen Heiligenpatron mehr. Bis heute erinnert aber das Ortswappen, der Bär, an die einstige Präsenz des Klosters St.Gallen.