Baiertal

1496 wird in Baiertal erstmals eine Sankt Gallus-Kirche erwähnt. Das heutige Gotteshaus wurde 1912 fertiggestellt und ist seit 1944 Pfarrkirche. (2013)
Der barocke Hochaltar stammt ursprünglich aus Dielheim, der einstigen Mutterpfarrei von Baiertal. Er gelangte 1804 in die damals neu errichtete Simultankirche. Bei ihrem Auszug aus dem gemeinsam mit den Protestanten genutzten Gotteshaus nahmen die Katholiken ihren Altar mit. (2016)
Auf dem Hochaltarbild ist der Kirchenpatron Gallus als Missionar und Prediger dargestellt. (2013)
Sankt Gallus schaut vom Portal auf die Kirchenbesucher hinab. Neben ihm der Bär. (2013)
Blick von der katholischen Pfarrkirche Sankt Gallus in Baiertal Richtung reformierte Kirche
Blick von der katholischen zur evangelischen Kirche von Baiertal. Bis 1911 teilten sich Katholiken und Protestanten ein gemeinsames Gotteshaus. (2013)

Die heutige katholische Pfarrkirche Sankt Gallus in Baiertal wurde 1912/13 neu errichtet. Schon im Mittelalter gab es hier eine Kapelle, die dem heiligen Gallus geweiht war.

Baiertal (Buridal) wird in einer Schenkungsurkunde für das Kloster Lorsch vom 29. April 841erstmals schriftlich erwähnt. Das entsprechende Dokument ist im Lorscher Codex (Codex Laureshamensis) aus dem 12. Jahrhundert überliefert. Ob das Patrozinium der 1369 erstmals erwähnten Kirche von Baiertal auf das Kloster zurückzuführen ist, lässt sich freilich nicht sagen. Erst im Wormser Synodale von 1496 wird Sankt Gallus als Kirchenpatron fassbar. Damals war Baiertal eine Filiale der Mutterkirche Dielheim. In der Galluskapelle wurden mit Ausnahme der Taufe sämtliche Sakramente gespendet.

Im Zuge der Reformation verboten die Fürsten der Kurpfalz den Dielheimer Pfarrern bei hoher Strafe, in Baiertal Messe zu halten. Da aber auch der Deutsche Orden in Baiertal Rechte und Einfluss hatte, blieb ein Teil der Bevölkerung dennoch beim alten Glauben. Den Katholiken blieb die Kirche von Baiertal bis auf Weiteres verschlossen. Erst die Dorfordnung von 1659 garantierte die ungehinderte Ausübung des Glaubens. In Baiertal lebten Reformierte, Lutheraner und Katholiken nebeneinander.

1697 wurde die Kirche unter Beteiligung aller drei Konfessionen renoviert, um dann nur 10 Jahre später im Rahmen der pfälzischen Kirchenteilung wieder den Reformierten alleine zugesprochen zu werden. Dagegen intervenierten jedoch die Herren der katholischen und lutherischen Bevölkerung von Baiertal, so dass das Gotteshaus ab 1710 wieder allen drei Konfessionen offenstand. Die Reformierten wurden von Wiesloch, die Lutheraner von Schatthausen und die Katholiken von der alten Mutterpfarrei Dielheim aus betreut.

1796 gab es in Baiertal 241 Reformierte, 146 Lutheraner und 232 Katholiken. Die alte Kapelle war für keine der drei Gemeinden auch nur annähernd groß genug – außerdem befand sie sich in ruinösem Zustand. Nach zähen Verhandlungen konnten sich die Verantwortlichen endlich auf einen gemeinsamen Neubau einer Kirche einigen, deren Grundstein am 22. Juni 1802 gelegt wurde. Nachdem das Bauwerk 1806 endlich vollendet war, stritten die Konfessionen noch weiter über Inneneinrichtung und die gemeinsame Nutzung der Sakristei.

1821 vereinigten sich die beiden evangelischen Gemeinden von Baiertal. In den Jahren 1854 und 1869 renovierten Katholiken und Protestanten ihre Kirche noch einmal gemeinsam, obwohl sich die katholische Gemeinde bereits seit 1835 um die Errichtung einer eigenen, von Dielheim unabhängigen Pfarrei mit eigener Kirche bemühte. Dieser Wunsch wurde von der Katholischen Kirchensektion in Karlsruhe aber vorerst noch abgelehnt, da der Kirchenfonds zu wenig gut dotiert war. Im Jahr 1909 gelang immerhin die Errichtung einer Pfarrkuratie. 1911 traten die Katholiken gegen eine Abfindung von 12‘000 Reichsmark von all ihren Rechten an der gemeinsam mit den Protestanten genutzten Kirche zurück. Im gleichen Jahr erwarben sie einen Bauplatz für eine Kirche und ein Pfarrhaus. Am 1. September 1912 wurde der Grundstein der Kirche gelegt, in der am 21. Dezember 1913 der erste Gottesdienst gefeiert wurde. Die feierliche Konsekration der neuen katholischen Kirche von Baiertal nahm am 26. Juli 1923 der Freiburger Erzbischof Karl Fritz (1864–1931) vor. Sie erhielt – wie einst die mittelalterliche Kapelle von Baiertal – den heiligen Gallus als Patron. 1944 wurde Baiertal zur Pfarrei erhoben.


Panorama
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Literatur

Erhart, Peter; Kuratli Hüeblin, Jakob; Oberholzer, Paul, 1400xGallus, St.Gallen 2012.

Erzbischöfliches Ordinariat Freiburg (Hg.), Realschematismus der Erzdiözese Freiburg i. Br., Freiburg i. Br. 2001.

Hildebrandt, Ludwig H., Mittelalterliche Urkunden über Wiesloch und Walldorf und die Ortsteile Alt-Wiesloch, Baiertal, Frauenweiler, Hohenhardt und Schatthausen sowie der Herren von Hohenhart, von Schadehusen, von Walldorf und von Wissenloch, Ubstadt-Weiher 2001.

Staerkle, Paul, Von den Sankt Gallus-Patrozinien, in: Bischöfliches Ordinariat und Katholischer Administrationsrat St.Gallen (Hg.), Sankt Gallus Gedenkbuch. Zur Erinnerung an die Dreizehnhundert-Jahr-Feier vom Tode des heiligen Gallus am 16. Oktober 1951, St.Gallen 1952, S. 48–74.

Willaschek, Anton; Raap Fritz, Von Buridal bis Baiertal. Eine Gemeinde erzählt ihre Geschichte, Baiertal 1989.

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Stand: Dezember 2017

Gottesdienste
Die Kirche Sankt Gallus in Baiertal gehört zur katholischen Seelsorgeeinheit Wiesloch-Dielheim. Die aktuellen Gottesdiensttermine finden Sie im Pfarrbrief auf der Website der Seelsorgeeinheit Wiesloch-Dielheim.